In der
Öffentlichkeit wird immer wieder behauptet, dass die älteren Menschen, vor
allem diejenigen, welche älter als 80 sind, in besonderem Maße Gefahr laufen,
vom Corona-Virus befallen zu werden und dann zumeist auch eine
Intensivbehandlung benötigen.
Diese
Behauptung widerspricht jedoch den statistischen Daten. Jeden Tag werden seit
Ausbruch der Pandemie Anfang dieses Jahres Zahlen über die Verbreitung der
Infektionen veröffentlicht, wobei nicht nur nach Bundesländern, sondern auch
nach Alter und Geschlecht unterschieden wird.
Danach
weisen die 0 bis 4-jährigen durchgehend nahezu keine Ansteckung auf. Etwas
höher, aber auch nicht wesentlich höher, ist die Ansteckungsgefahr sowohl bei
den 5 - 14-Jährigen sowie bei den männlichen Personen über 80 Jahre. Bisweilen
ist die Anzahl der Infektionen bei den männlichen Personen über 80 Jahre sogar
etwas geringer als bei den männlichen Jugendlichen zwischen 5 und 14 Jahren.
Quelle: Tagesschau:de
Das
vorliegende und durchgehende statistische Material unterstützt also die These,
dass die besonders alten Personen per se in besonderem Maße von Infektionen
betroffen werden, nicht.
Wenn
trotzdem immer wieder davon gesprochen wird, dass ältere Menschen in besonderem
Maße vom Corona-Virus befallen werden, hängt dies damit zusammen, dass ältere
Menschen in stärkerem Maße von Krankheit betroffen sind. Der medizinichen Wissenschaft ist es im letzten Jahrhundert
zwar gelungen, das durchschnittliche Lebensalter der Menschen bis zu 10 Jahren
zu steigern, und wenn wir noch weiter zurückblicken, ist der Anstieg des
menschlichen Durchschnittsalters noch wesentlich höher.
Es ist der
Wissenschaft aber nicht gelungen, in gleichem Umfang auch dafür zu sorgen, dass
diese zusätzlichen Lebensjahre in vorwiegender Gesundheit verbracht werden
können. Durch und durch gesund zu sein, zählt für die besonders alten Personen
eher zu den Ausnahmen, für den größten Teil der besonders alten Menschen gilt
vielmehr, dass sie mit einer Vielzahl von Krankheiten belastet sind.
Und da ein
kranker Mensch vermutlich generell eher gefährdet ist und deshalb eher auch vom
Corona-Virus angesteckt werden kann, entsteht der Eindruck, ältere Menschen
seien stärker als jüngere gefährdet. Dies gilt aber nur insoweit, als sie in
stärkerem Maße krank sind, nicht das Alter, sondern die Krankheit führt zu
einer stärkeren Ansteckungsgefahr. Ein jugendlicher Kranker hat wegen seiner
Krankheit ein höheres Ansteckungsrisiko, während ein gesunder 80-Jähriger auch
kein größeres Ansteckungsrisiko aufweist.
Man kann
sogar die Vermutung äußern, dass Menschen, denen es gelungen ist, ein
überdurchschnittliches Alter zu erreichen, über ein überdurchschnittlich gutes
Abwehrsystem verfügen müssen, das dafür gesorgt hat, dass ihre persönliche
Lebenserwartung die allgemeine durchschnittliche Lebenserwartung übersteigt
hat.
Darüber
hinaus müssen wir davon ausgehen, dass ein großer Teil kranker und alter
Menschen in Pflegeheimen untergebracht ist. Hier steigt jedoch die
Ansteckungsgefahr per se. Es reicht aus, dass ein Besucher infiziert war oder
dass einige Personen des Pflegepersonals außerhalb des Heims angesteckt wurden,
dass in Folge auch ein besonders großer Teil der Heimbewohner ebenfalls
angesteckt wird.
Auf der
einen Seite ist ein großer Teil der Heimbewohner bereits krank und hat deshalb
eine überdurchschnittlich hohe Ansteckungswahrscheinlichkeit. Auf der anderen
Seite erfordert die Pflege einen sehr hohen Kontakt des Pflegepersonals mit den
Heimbewohnern. Auf diese Weise besteht die Gefahr, dass sehr schnell ein großer
Teil der Heimbewohner nicht nur angesteckt wird, sondern wegen deren schon
bestehenden Krankheit auch eine Intensivbehandlung benötigt. Auch hier ist es
nicht das hohe Alter, sondern die Besonderheiten eines Pflegeheimes, die dazu füheen, dass Heimbewohner ein wesentlich höheres
Ansteckungsrisiko aufweisen.