Arbeitslosigkeit
als Folge der Inflexibilität der Arbeitsmärkte
1. Das Problem
2. Der
Gleichgewichtsmechanismus
3. Das
cobweb-System
4.
Besonderheiten des Arbeitsmarktes
5. Unterschiede
in den Datenänderungen
6.
Bestimmungsgründe des Arbeitsmarktungleichgewichtes
1. Das Problem
Arbeitslosigkeit wird vor allem in
neoklassischen und angebotstheoretischen Analysen als Folge einer
Inflexibilität der Arbeitsmärkte angesehen. Arbeitslosigkeit stellt ein
Ungleichgewicht des Arbeitsmarktes dar, wobei das Angebot an Arbeit größer ist
als die Nachfrage. Entsprechend klassischer Vorstellungen zeichnet sich ein
funktionierender Markt dadurch aus, dass vorübergehend entstandene
Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage von selbst – durch das Wirken
von Marktkräften – abgebaut werden. Wenn also auf den Arbeitsmärkten für
längere Zeit und in beachtlichem Umfang Arbeitslosigkeit besteht, dann ist dies
ein Zeichen dafür, dass der Arbeitsmarkt nicht so funktioniert, wie er
funktionieren sollte und auch im Allgemeinen funktioniert. Der Markt reagiert
dann nicht mehr schnell und ausreichend genug auf Änderungen des Marktes, er
ist mit anderen Worten inflexibel.
Bevor wir uns mit dieser These
auseinandersetzen wollen, sollen allerdings einige Missverständnisse über die
traditionelle Gleichgewichtstheorie ausgeräumt werden. Richtig verstanden
behauptet nämlich die Gleichgewichtstheorie nicht, dass auf funktionierenden
Märkten in jedem Augenblick Gleichgewicht herrsche, noch nicht einmal, dass ein
Gleichgewicht der am häufigsten vorkommende Zustand, also der Normalzustand
sei. Ganz im Gegenteil haben wir davon auszugehen, dass Ungleichgewichte die
Regel darstellen, es kann allenfalls damit gerechnet werden, dass auf sehr
lange Sicht Angebot und Nachfrage übereinstimmen.
Der Grund für das Vorherrschen von
Ungleichgewichten liegt vor allem darin, dass permanent Änderungen eintreten,
an die sich der Markt anpassen muss. In einer Marktwirtschaft sind die
einzelnen Individuen frei, über ihre Ressourcen zu verfügen, sie können die
Struktur aber auch den Umfang ihrer Nachfrage oder ihres Angebotes jeder Zeit
ändern, wenn sie zu dem Ergebnis kommen, dass diese Änderungen Nutzensteigerungen
verursachen. Also wird man damit rechnen müssen, dass die Individuen auch von
diesen Möglichkeiten reichlich Gebrauch machen.
Es ist auch nicht so, dass
Ungleichgewichte stets unerwünscht sind. Ein gewisser Umfang an
Ungleichgewichten kann in der Regel durchaus verkraftet werden. Fast jeder
Haushalt verfügt über gewisse Ersparnisse oder hat die Möglichkeit, sich für
eine gewisse Zeit zu verschulden, ohne dass durch solche Aktivitäten bereits
die Existenz dieser Haushalte bedroht wäre.
Aus der Sicht der gesamten
Volkswirtschaft gesehen kann man sogar davon sprechen, dass Ungleichgewichte
die Voraussetzung und Ursache des Wohlstandes sind. Wenn wir einmal von dem
Ressourcenbestand absehen, zählen zu den wichtigsten Datenänderungen der Wandel
in der Bedarfsstruktur und in der Technik. In dem Recht, jeder Zeit seine Bedürfnisse
zu ändern, liegt eines der grundlegendsten Freiheitsrechte einer Demokratie.
Nur dadurch, dass das einzelne Individuum die Möglichkeit hat, seine
Bedürfnisse selbst zu bestimmen, sein Einkommen anders als die anderen
auszugeben und in einem langwierigen ‚trial and error Prozess’ herauszufinden,
welche Einkommensverwendung seinen Bedürfnissen am besten entspricht, kommt die
Wohlfahrt der Bevölkerung zustande.
Änderungen der Technik ermöglichen
ihrerseits eine permanente Verbesserung in der materiellen Wohlfahrt der Bevölkerung.
Dem durch Änderungen in der angewandten Technik ausgelösten technischem
Fortschritt ist es schließlich zu verdanken, dass sich die materielle Lage in
den industrialisierten Gesellschaften nicht nur einiger Führungskräfte, sondern
breiter Schichten der Arbeitnehmerschaft maßgeblich verbessert hat.
Alle diese Änderungen in Bedarf und Technik
äußerten sich zunächst einmal in einer Änderung von Angebot oder Nachfrage und
lösten damit Marktungleichgewichte größeren Umfanges aus. Es kann also nicht
davon gesprochen werden, dass Gleichgewichtszustände den Normalfall darstellen,
noch dass es erwünscht wäre, so viel Gleichgewicht wie möglich herbeizuführen.
Unseren Wohlstand verdanken wir vielmehr zu einem beachtlichen Teil der
Existenz von Ungleichgewichten.
Bezogen auf das Ungleichgewicht auf den
Arbeitsmärkten mag eine gewisse Korrektur dieser allgemeinen Überlegungen
angebracht sein. Nach weitverbreiteter Vorstellung hat jeder Mensch ein Recht
auf Arbeit, wenn er arbeiten will. Wenn er also der Meinung ist, dass er durch
Angebot an erwerbswirtschaftlicher Arbeit seinen Nutzen mehren kann, dann
sollte er auch die Möglichkeit haben, erwerbswirtschaftlich zu arbeiten. Auf
jeden Fall entspricht es der Forderung nach dem Recht eines jeden Menschen, in
Würde zu leben, eher, wenn jeder Mensch die Möglichkeit erhält, seinen Lebensunterhalt
durch eigene Arbeit zu erwerben, als dadurch, dass der Staat jedem im Rahmen
der Fürsorge notfalls Einkünfte im Umfang des materiellen Existenzminimums
garantiert.
Aus der Sicht des einzelnen wäre es
sicherlich erwünscht, zu keinen Zeiten arbeitslos zu werden. Auf der anderen
Seite haben wir gesehen, dass die Verbesserungen in der materiellen Wohlfahrt
nur aufgrund von Datenänderungen größeren Umfanges möglich waren und dass diese
Datenänderungen vorübergehend Marktungleichgewichte – auch Arbeitslosigkeit –
auslösen können. Es besteht also ein Konflikt zwischen dem Ziel der
Wohlfahrtssteigerung und der Realisierung von Vollbeschäftigung zu allen
Zeiten.
Besteht zwischen zwei Zielen ein
Konflikt, so wird im allgemeinen ein Nutzenoptimum nur dann erzielt werden können,
wenn ein Kompromiss zwischen beiden Zielen gefunden wird, wenn also z. B. eine
gering dauernde Arbeitslosigkeit in Kauf genommen wird. Der Nutzenentgang, der
hierdurch eintritt, kann dann überkompensiert werden durch den Nutzengewinn,
der durch Wachstumssteigerungen erzielt wird.
Diese Überlegungen werden dadurch noch
unterstützt, dass die einzelnen Arbeitnehmer in der Regel einer Arbeitslosenversicherung
angehören, sodass sie bei vorübergehender Arbeitslosigkeit ein Arbeitslosengeld
beziehen können, das zwar eine geringere Höhe aufweist als das reguläre
Einkommen, das aber zusammen mit gewissen Ersparnissen dem einzelnen
Arbeitnehmer ermöglicht, die Zeit der Arbeitslosigkeit zu überbrücken. Im
Hinblick auf die Beschäftigung besteht also weniger das Ziel, jede Art von
Arbeitslosigkeit zu überwinden, sondern eher zu vermeiden, dass es zu
Langzeitarbeitslosigkeit kommt, wobei unter Langzeitarbeitslosigkeit im
allgemeinen eine Arbeitslosigkeit verstanden wird, die länger andauert als ein
Jahr.
Wir haben bisher dargelegt, welche
Aussagen der Gleichgewichtstheorie nicht entsprechen. Worin bestehen jedoch
dann die Kernaussagen der Gleichgewichtstheorie? Es sind im Grunde genommen
zwei Aussagen: Erstens: Ein Markt verfügt im Allgemeinen über Kräfte, aufgrund
derer Marktungleichgewichte von selbst abgebaut werden. Es bedarf also im Normalfall
keiner politischen Eingriffe, um Ungleichgewichte abzubauen. Allerdings müssen
gewisse Voraussetzungen erfüllt sein, damit der Markt diese Funktionen erfüllen
kann. Zweitens: Kein Individuum und kein Haushalt können unbegrenzt – in
beliebiger Höhe und auf unbegrenzte Zeit – Ungleichgewichte erdulden. Ein
Haushalt oder eine Unternehmung hat vielmehr eine begrenzte Kapazität an Ersparnissen
und an Kreditmöglichkeiten, aufgrund derer nur für eine gewisse Zeit und für
eine bestimmte Höhe der Ausfall an normalen Einkünften verkraftet werden kann.
Dies bedeutet, dass sich
Ungleichgewichte nicht kumulieren dürfen, dass ansonsten jeder Haushalt oder
jede Unternehmung eines Tages zusammenbrechen muss. Mit anderen Worten: Die
traditionelle Gleichgewichtstheorie besagt, dass Ungleichgewichte im Normalfall
abgebaut werden, sodass es zu keiner unbegrenzten Kumulation von Ungleichgewichten
kommt und weiterhin, dass ein marktwirtschaftliches System auch nur dann
Überleben kann, wenn es zu keiner Zeit zu einer solchen Kumulation von Ungleichgewichten
kommt, die eine gewisse Grenze überschreitet.
2. Der Gleichgewichtsmechanismus
Wenden wir uns nun dem
Gleichgewichtsmechanismus zu. In einem ersten Schritt soll der allgemeine
Gleichgewichtsmechanismus dargestellt werden und erst in einen zweiten Schritt
sollen die Besonderheiten des Arbeitsmarktes besprochen werden. Wir wollen
davon ausgehen, dass ein Marktungleichgewicht entstanden ist, wobei erst in
einem dritten Schritt die Frage erörtert werden soll, inwieweit die Art der
Datenänderungen mit darüber entscheidet, wie erfolgreich der Gleichgewichtsmechanismus
letztlich ausfällt.
Die Gleichgewichtstendenz des Marktes
erfolgt in zwei Schritten. Erster Schritt: Nachdem ein Ungleichgewicht
entstanden ist, erfolgt als Reaktion hierauf eine Änderung des Preises. Zweiter
Schritt: Diese Preisvariation löst selbst wiederum Änderungen in der Nachfrage
und im Angebot aus, die im normalen Fall eine Reduzierung des Ungleichgewichtes
bewirken. Da die Gleichgewichtstendenz solange anhält, als das Ungleichgewicht
noch nicht endgültig abgebaut ist, wirkt der Gleichgewichtsmechanismus der
Tendenz nach bis zur vollständigen Beseitigung des Ungleichgewichtes. Dies bedeutet
nicht unbedingt, dass das Ungleichgewicht auf null absinkt. Wir müssen nämlich
damit rechnen, dass aufgrund erneuter Datenänderungen das Ungleichgewicht
wieder ansteigt und dass auf diese Weise unter Umständen niemals ein
Gleichgewicht erreicht wird, obwohl eine permanente Tendenz zum Abbau des
Ungleichgewichtes unterstellt wird.
Besteht das Ungleichgewicht in einem
Angebotsüberhang, so sinkt der Preis, liegt hingegen ein Nachfrageüberhang vor,
so steigt der Preis. Eine Preissenkung geht im Allgemeinen von der
Angebotsseite aus. Da die Nachfrage zu gering ist, um das gesamte Angebot
aufzukaufen, laufen die Anbieter Gefahr, leer auszugehen; um ihre Ware trotzdem
verkaufen zu können, sind sie zu Preisnachlässen bereit.
Eine Preissteigerung geht hingegen von
der Nachfrageseite aus. Da zu wenige Güter angeboten werden, um die gesamte
Nachfrage zu befriedigen, laufen nun die potentiellen Käufer Gefahr, leer
auszugehen. Um trotzdem zum Zuge zu kommen, überbieten sie sich gegenseitig:
Der Preis steigt.
Preissenkungen führen im Normalfall zu
einer Mehrnachfrage und gleichzeitig zu einem verminderten Angebot. Da der
Preis gesunken ist, lohnt es sich – entsprechend dem Verlauf der Nachfragekurve
– mehr Güter nachzufragen. Wir erinnern uns: Der abnehmende Verlauf der
Nachfragekurve ergibt sich aus der Abnahme des Grenznutzens bei vermehrtem
Konsum. Je mehr Einheiten eines Gutes konsumiert werden, umso geringer ist der
Nutzenzuwachs der zuletzt konsumierten Gütereinheit. Also wird man bei einem
bestimmten Preis genauso viel Gütereinheiten nachfragen, bis schließlich der
Nutzenzuwachs der letzten konsumierten Gütereinheit gerade dem Preis entspricht.
Sinkt nun der Preis, so lohnt es sich, mehr Einheiten nachzufragen, da für den
geringer werdenden Grenznutzen nun auch ein geringerer Preis gezahlt werden
muss.
Für das Güterangebot gelten ähnliche
Schlussfolgerungen, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Entsprechend dem ansteigenden
Verlauf der Angebotskurve werden bei einer Preissenkung weniger Güter als
bisher angeboten. Der Verlauf der Angebotskurve wird hierbei von den
Grenzkosten der Produktion bestimmt. Ein in vollständiger Konkurrenz stehender
Unternehmer maximiert seinen Gewinn und bietet deshalb die Gütermenge an, bei
welcher der Preis gerade den Grenzkosten entspricht. Sinkt der Preis, so sind
die Grenzkosten für die letzte produzierte Gütereinheit höher als der Preis,
also kann der Unternehmer seinen Gewinn dadurch vergrößern, dass er das Angebot
soweit verringert, dass die Grenzkosten dem neuen niedrigeren Preis
entsprechen. Sinkt also bei einem Angebotsüberhang auf der einen Seite das
Güterangebot und erhöht sich gleichzeitig die Güternachfrage, so vermindert
sich von zwei Seiten aus das Ungleichgewicht.
Wie schnell ein Ungleichgewicht auf diese
Weise abgebaut wird, hängt nun entscheidend davon ab, wie viel Zeit verstreicht,
bis die genannten Wirkungen eintreten und wie stark die Reaktionen auf ein
Ungleichgewicht tatsächlich sind. Machen wir uns diese Zusammenhänge im
Einzelnen klar. Wenn eine sehr lange Zeit verstreicht, bis die Entstehung eines
Ungleichgewichtes bzw. die Erhöhung eines schon bestehenden Ungleichgewichtes
sich in Preisänderungen niederschlägt, bedarf es in der Regel auch länger, bis
ein bestimmtes Ungleichgewicht abgebaut ist. Je kürzer die Zeitverzögerung –
der sogenannte time lag – ist, umso schneller wird im Allgemeinen ein
bestehendes Ungleichgewicht abgebaut.
Ähnliche Überlegungen gelten auch für
die Zeitverzögerung, die zwischen Preisvariation und Anpassung des Angebotes
und der Nachfrage besteht. Auch hier gilt, je kürzer der time lag ist, umso
schneller wird das gegebene Ungleichgewicht abgebaut.
Nicht viel anders verhält es sich mit
der Intensität der Reaktionen. Maßstab für die Preisvariation in Reaktion auf
ein Ungleichgewicht ist die sogenannte Preisflexibilität. Sie gibt an, um wie
viel der Preis prozentual variiert, wenn das Ungleichgewicht um ein Prozent
ansteigt. Auch hier wird man zunächst vermuten können, dass ein Ungleichgewicht
umso schneller abgebaut wird, je größer die Preisflexibilität ist. Ähnliches
gilt für den Umfang der Angebots- und Nachfragereaktion auf Preisänderungen.
Hier sprechen wir von der Preiselastizität von Angebot und Nachfrage. Die
Preiselastizität der Nachfrage gibt hierbei an, um wie viel die Nachfrage
prozentual steigt, wenn der Preis um ein Prozent sinkt. In gleicher Weise gibt
die Preiselastizität des Angebotes an, um wie viel das Angebot sinkt, wenn der
Preis um ein Prozent sinkt.
3. Das cobweb-System
Ganz so einfach liegen jedoch die Dinge
hier nicht. Es gibt hier auch die Möglichkeit eines Zu viel des Guten. Die
dynamische Preistheorie hat sich im Rahmen des sogenannten Cobwebsystems mit
dieser Frage befasst und aufgezeigt, dass sich – je nach Annahme über Umfang
der Elastizitäten von Angebot und Nachfrage und über die Verzögerung – ein
System aufschaukeln kann und dass deshalb trotz normaler Reaktion letztendlich
das Ungleichgewicht sogar unter Umständen vergrößert wird. Drei Fälle wurden
unterschieden: der Fall gedämpfter Schwingungen um den Gleichgewichtspreis, der
Fall explosiver Schwingungen sowie das sogenannte ‚Perpetuum mobile’.
Es wird unterstellt, dass sich die
Nachfragekurve nach oben verschiebt, dass aber das Angebot erst in der nächsten
Periode entsprechend dem Verlauf der Angebotskurve reagiert. Die dadurch
entstehende Knappheit in der ersten Periode führt zu einem starken Anstieg im
Preis. Der neue Preis liegt bei dem Punkt, in dem sich die Parallele zur
Ordinatenachse (der kurzfristigen Angebotskurve) mit der neuen Nachfragekurve
schneidet. Er ist bedeutend höher als der neue Gleichgewichtspreis.
In der nächsten Periode wird das Angebot
bis zum Schnittpunkt der langfristigen Angebotskurve und der Preisgeraden
ausgeweitet. Das Angebot übersteigt wegen des überhöhten Preises die
Gleichgewichtsmenge. Um diese Güter absetzen zu können, sinkt nun der Preis bis
zum Schnittpunkt der kurzfristig konstanten Angebotskurve (Parallele zur
Ordinate) und der Nachfragekurve. Der Preis sinkt unter den Gleichgewichtspreis.
Also werden die Unternehmer für die nächste Periode entsprechend dem gesunkenen
Preis ihr Angebot reduzieren bis zu dem Punkt, in dem die langfristige
Angebotskurve die Preisgerade schneidet. Nun ist die Angebotsmenge wiederum
geringer als die Gleichgewichtsmenge; der Preis wird also wieder ansteigen.
Es ergeben sich auf diese Weise
periodische Schwingungen um den neuen Gleichgewichtspreis. Ob die Schwingungen
gedämpft oder explosiv verlaufen, hängt nun vom Verhältnis der Steigungen von
Angebot und Nachfrage ab. Verläuft die Steigung der Nachfrage flacher als die
des Angebotes, so ergibt sich eine gedämpfte Schwingung. Der tatsächliche Preis
nähert sich dem neuen Gleichgewichtspreis an, allerdings aufgrund der
Schwingungen langsamer als bei einer gleichgroßen, aber kontinuierlichen
Preisänderung (siehe Diagramm 1).
Diagramm 1
Würde hingegen die Nachfragekurve
steiler verlaufen als die Angebotskurve, müssten wir mit einer explosiven Schwingung
des Preises rechnen, der Preis würde sich immer mehr vom neuen Gleichgewichtspreis
entfernen (siehe Diagramm 2).
Diagramm 2
Wenn sich schließlich die Steigungen der
Angebots- und Nachfragekurve entsprechen, erhielten wir den Fall eines Perpetuum
mobile: Die Amplitude der Schwingungen um den neuen Gleichgewichtspreis bliebe
konstant. Der neue Gleichgewichtspreis würde nie erreicht (siehe Diagramm 3).
Diagramm 3
Es hat also folgenden Anschein: Es kann
keinesfalls immer – auch dann nicht, wenn Angebot und Nachfrage normal auf Preisänderungen
reagieren – damit gerechnet werden, dass der Markt von sich aus den neuen
Gleichgewichtspreis ansteuert. Es entsteht deshalb die Frage, wie häufig denn
mit explosiven Preisschwingungen bzw. mit einem Perpetuum mobile gerechnet
werden muss?
Man kann nun zeigen, dass das
cobweb-System von sehr unrealistischen Annahmen ausgeht. Obwohl die Anbieter
immer wieder Enttäuschungen erleben und feststellen müssen, dass sie ihr
Angebot zu weit verändert haben, reagieren sie immer wieder auf die gleiche
Weise. Sie gehen gegen besseres Wissen davon aus, dass die aktuelle Preisänderung
auf lange Sicht anhält. Ein rational handelnder Unternehmer würde feststellen,
dass die anfänglichen Preissteigerungen zu hoch ausfallen und entsprechend den
Erwartungen über die langfristige Preisentwicklung das Angebot in geringerem Umfange
ausweiten. Damit fielen jedoch die Preisschwingungen sehr viel geringer aus.
Darüber hinaus wird ein rational
handelnder Unternehmer bemüht sein, mögliche Nachfrageänderungen im Voraus zu
berücksichtigen, in dem er Waren auf Lager hält, sodass er eine zusätzliche
Nachfrage sofort aus dem Lager bedienen kann. Bei einem Nachfragerückgang
werden dann die nicht abgesetzten Waren auf Lager genommen. In beiden Fällen fallen
die Preisänderungen längst nicht mehr so stark aus, wie wenn alle produzierten
Waren abgesetzt werden müssten.
Natürlich können nicht alle Produkte auf
Lager gehalten werden. Dies gilt einmal für Güter, die – wie viele Lebensmittel
– sehr schnell verderben, zum andern für hochspezialisierte Anlagen, die in
jedem Einzelfall gesondert angefertigt werden müssen. Aber auch hier hat der
technische Fortschritt dazu beigetragen, dass sich die Unternehmer auf
Nachfrageänderungen vorbereiten können; so können z. B. schnell verderbende
Güter konserviert werden; bei Sonderanfertigungen können die Einzelteile auf
Lager produziert werden, so dass bei Nachfrage die Fertigprodukte schnell
zusammengesetzt werden können.
Auch für die Nachfragenden kann bei
rationalem Verhalten unterstellt werden, dass beim Kauf auch die Erwartungen
über die zukünftige Preisentwicklung mitberücksichtigt werden. Stellt ein
Haushalt fest, dass vorübergehende Knappheitserscheinungen nur kurzfristig zu
starken Preissteigerungen führen, wird er seine Nachfrage in die Zukunft
verschieben, aber gerade durch dieses Verhalten mit dazu beitragen, dass die
Preisschwankungen geringer ausfallen. Auch aus diesen Gründen dürften in der
Realität die Preisschwankungen wesentlich geringer ausfallen.
4. Besonderheiten des Arbeitsmarktes
Wieweit können wir nun diese allgemeinen
Überlegungen auch auf die Arbeitsmärkte übertragen? Fragen wir uns deshalb,
welche Sonderbedingungen für Arbeitsmärkte gelten und inwieweit deshalb unsere
Schlussfolgerungen modifiziert werden müssen. Zunächst ist zu überprüfen, ob
wir auf den Arbeitsmärkten überhaupt mit einer normalen Reaktion des
Arbeitsangebotes rechnen können. Auf Gütermärkten ist ‚die normale
Reaktion’ in der Regel gegeben, auch
wenn es in Einzelfällen zu Ausnahmen kommt.
Betrachten wir hierzu Diagramm 4.
Diagramm 4
Das Diagramm zeigt die historische
Entwicklung des Arbeitsangebotes an. Solange der Lohnsatz so niedrig war, dass
ein Arbeitnehmer kaum ein Einkommen in Höhe des Existenzminimums erreichen
konnte, blieb sein Angebot an Arbeitsstunden solange konstant, als das
Existenzminimum noch nicht erreicht werden konnte. Stieg der Lohnsatz über das
Existenzminimum an, so lohnte es sich für die Arbeitnehmer, einen Teil der
Wohlfahrtssteigerung in Form von Freizeit nachzufragen, er bot deshalb weniger
Arbeitsstunden an. Von einem bestimmten Lohnsatz an war es jedoch wiederum
zweckmäßig, bei steigenden Löhnen mehr Arbeit anzubieten. Der Grenznutzen der
Arbeit stieg über den Grenznutzen der Freizeit. Von dieser Lohnhöhe ab verlief die
Arbeitsangebotskurve normal: Steigenden Lohnsätzen entsprach auch ein Anstieg
im Arbeitsangebot. Somit können wir davon ausgehen, dass in den
weiterentwickelten Industriegesellschaften die Arbeitsangebotskurve normal
verläuft.
Es ist weiterhin zu überprüfen, ob auf
den Arbeitsmärkten die Preisflexibilität gegeben ist. Dagegen spricht, dass die
Lohnsätze in den Tarifverhandlungen vereinbart werden und die
Tarifverhandlungen nur periodisch, etwa alle Jahre einmal stattfinden. In der
Zwischenzeit sind die Tariflöhne konstant, können also auch nicht unmittelbar
auf Ungleichgewichte reagieren. Dies bedeutet jedoch, dass das Ungleichgewicht
– und damit auch die Arbeitslosigkeit – langsamer abgebaut wird.
Diese Inflexibilität in den Tariflöhnen
könnte nun allerdings zum Teil dadurch wettgemacht werden, dass die Unternehmungen
in der Regel neben dem Tariflohn auch übertarifliche Lohnzuschläge gewähren. Es
besteht nun folgende Möglichkeit. Kommt es zu Arbeitsknappheit, so gewähren die
Unternehmer übertarifliche Lohnzuschläge bzw. erhöhen bereits bestehende
Zuschläge. Der Effektivlohn (also die Summe aus Tariflohn und übertariflichen
Lohnzuschlägen) passt sich der Arbeitsmarktlage an. Sinkt die Arbeitsnachfrage,
so können zwar die Unternehmer den Tariflohn nicht der Arbeitsmarktlage
anpassen. Sie könnten jedoch die übertariflichen Zuschläge vermindern.
Dieser Anpassungsprozess endet jedoch
dort, wo die übertariflichen Zuschläge auf null gesunken sind. Auch hat die deutsche
Rechtsprechung einen Abbau der übertariflichen Lohnzuschläge für den Fall
verhindert, dass die Lohnzuschläge bereits gewohnheitsmäßig gewährt werden.
Allerdings haben Unternehmungen diese Regelung dadurch wiederum unterbunden,
dass bei der Auszahlung der übertariflichen Lohnzuschläge eigens festgestellt
wird, es handle sich um einmalige, jederzeit kündbare Zahlungen.
Eine automatische Anpassung an die
Arbeitsmarktlage kann auch dann erreicht werden, wenn die Unternehmungen neben dem
Barlohn eine Gewinnbeteiligung gewähren. Die Einkünfte, welche die
Unternehmungen an ihre Arbeitnehmer auszahlen, sinken dann automatisch in dem
Maße, in dem sich die Absatzlage einer Unternehmung verschlechtert. Die Unternehmung
gewinnt hierdurch automatisch Spielraum für eine Anpassung an die Marktlage,
die effektive Entlohnung (Tariflohn + Gewinnbeteiligung) sinkt, wenn
Arbeitsangebotsüberhänge entstehen. Die Entlohnungsflexibilität ist gestiegen.
Nicht nur die Preisflexibilität ist auf
den Arbeitsmärkten geringer als auf anderen Märkten; auch die
Nachfrageelastizität fällt im Allgemeinen geringer aus. Auch dann, wenn eine
Verschlechterung in der Absatzlage die Unternehmungen zwingt, weniger zu
produzieren und wenn der Bedarf an Arbeitskräften aufgrund dieses Produktionsrückganges
ebenfalls zurückgeht, verhindert oftmals der Kündigungsschutz eine sofortige
Entlassung von Arbeitnehmern. Dieser Kündigungsschutz wird in Deutschland
teilweise aufgrund von Gesetzen, aber auch aufgrund tarifvertraglicher Bindungen
gewährt. Bisweilen erfolgt der Schutz auch aufgrund richterlicher
Entscheidungen.
Dieser Schutz erfolgt zunächst zugunsten
der von einer Entlassung betroffenen Arbeitnehmer. Nicht immer kann man jedoch
davon ausgehen, dass die Arbeitnehmerschaft insgesamt und auf lange Sicht auf
diese Weise eine Arbeitsplatzsicherheit erlangt.
Entlassungen von Arbeitnehmern dienen in
der Regel dazu, sich an die veränderte Marktlage (z. B. an eine Absatzkrise)
anzupassen. Wird dem Unternehmer diese Möglichkeit verbaut und hat er keine
anderen Möglichkeiten, sich an die veränderte Marktsituation anzupassen,
besteht die Gefahr, dass sich die finanzielle Situation dieser Unternehmung um
ein weiteres verschlechtert, dass der Betrieb schließlich Konkurs anmelden muss
und dass deshalb alle Arbeitskräfte dieses Betriebes entlassen werden müssen.
Ein Entlassungsstopp hat noch eine
weitere negative Seite. Gesamtwirtschaftlich ist ein noch so rigoroser
Kündigungsschutz nicht in der Lage, auch nur einen neuen Arbeitsplatz zu schaffen.
Da er jedoch für die Unternehmungen mit Kosten verbunden ist, muss sogar damit
gerechnet werden, dass der Kündigungsschutz insgesamt den Beschäftigungsgrad
reduziert. Dies bedeutet jedoch gleichzeitig, dass in dem Maße, in dem
Arbeitnehmern nicht gekündigt wird, weniger Arbeitnehmer neu eingestellt werden.
Dies ist jedoch insbesondere für junge Arbeitnehmer, die erstmals einen Arbeitsplatz
suchen wie auch ältere Arbeitnehmer, die – aus welchen Gründen auch immer –
entlassen wurden und nun eine neue Stelle suchen, fatal. Ihre
Beschäftigungsmöglichkeiten sinken drastisch.
Das Ziel, die gesamtwirtschaftliche
Arbeitslosigkeit zu beseitigen, bedarf eben anderer Mittel als des
Kündigungsschutzes. Der Kündigungsschutz ist berechtigt und auch notwendig, wo
es um Missbrauch geht, der vor allem bei monopolistischen Märkten befürchtet
werden muss. Natürlich lässt sich Missbrauch auch sehr viel effizienter durch
Schaffung von Wettbewerb verhindern. Da es aber niemals möglich sein wird, in
concreto jede Monopolsituation zu verhindern, besteht immer auch das Risiko missbräuchlicher
Entlassungen von Seiten monopolistischer Unternehmer.
5. Unterschiede in
den Datenänderungen
Wir haben bei unseren bisherigen
Überlegungen die Frage ausgeklammert, wovon es denn abhängt, wie viel Datenänderungen
eintreten und in welchem Maße sie Ungleichgewichte auslösen. Diese Frage ist
jedoch für unser Problem, dem möglichst weitgehenden Verhindern von
Massenarbeitslosigkeit, von entscheidender Bedeutung. Ein noch so gutes Gleichgewichtssystem
des Marktes kann das Problem der Vollbeschäftigung nicht lösen, wenn nicht
sichergestellt ist, dass auch die Entstehung von Datenänderungen marktgerecht
erfolgt.
Bringen wir hierzu ein Beispiel. Man
kann das Gleichgewichtssystem des Marktes mit einem Kanalisationssystem vergleichen.
Genauso wie der Markt kurzfristig entstandene Ungleichgewichte möglichst
schnell auflösen sollte, genauso ist es Aufgabe eines Kanalisationssystems,
dafür Sorge zu tragen, dass das Regenwasser möglichst schnell von den Straßen
und Gebäuden in die Kanalisation abgeführt wird. Stehende Wässer sind dann ein
Zeichen eines nicht ordnungsgemäß funktionierenden Kanalisationssystems. Ob das
Wasser in den Straßen für längere Zeit stehen bleibt, hängt aber nicht nur von
der Anlage dieses Systems ab. Kommt es zu einem Wolkenbruch, strömen also in kurzer
Zeit ungeheure Wassermengen aus dem Himmel, kann das beste Kanalisationssystem
versagen. Wenn die gleiche Wassermenge zeitlich verteilt abregnen würde oder
auf mehrere Landstriche verteilt würde, wären die Regenwässer einwandfrei in
die Kanalisation abgeflossen, die Straßen wären wasserfrei geblieben.
Ein ähnliches Problem ergibt sich auch
für den Gleichgewichtsmechanismus des Marktes. Es reicht nämlich nicht aus, dass
Ungleichgewichte ausreichend Kräfte auslösen, die auf eine Reduzierung des
Ungleichgewichtes hinwirken. Wenn die Datenänderungen pro Zeiteinheit immer
größer werden, kann es trotz eigentlich funktionierender Gleichgewichtskräfte
dazu kommen, dass das Ungleichgewicht im Zeitablauf ansteigt. Der
augenblickliche Umfang des Ungleichgewichtes wird nämlich von folgenden drei
Faktoren bestimmt. Erstens vom Umfang der Arbeitslosigkeit zu Beginn der
Periode, mit anderen Worten der Arbeitslosigkeit, die in der vergangenen
Periode nicht abgebaut werden konnte und deshalb in die heutige neue Periode
übernommen wird.
Zweitens wird der Umfang der heutigen
Arbeitslosigkeit davon bestimmt, wie viele – heute eintretende –
Datenänderungen neue Ungleichgewichte erzeugen und damit den bisherigen Umfang
der Arbeitslosigkeit um ein weiteres vergrößern. Drittens wirken die
Gleichgewichtskräfte des Marktes, die einen partiellen Abbau der
Ungleichgewichte zur Folge haben. Es leuchtet ohne weiteres ein, dass der
Gesamtumfang der Arbeitslosigkeit nicht nur von der Güte der – Arbeitslosigkeit
abbauenden – Marktkräfte abhängt.
Nun haben wir bereits darauf
hingewiesen, dass Ungleichgewichte nicht nur negativ beurteilt werden müssen,
dass gerade von den Datenänderungen, die vorübergehende Ungleichgewichte
auslösen, positive Effekte auf unsere Gesamtwohlfahrt ausgehen. Datenänderungen
sind ein Ausdruck der Freiheit der Bürger und des technischen Fortschrittes. Es
kann also nicht primär darum gehen, den Umfang der Datenänderungen zu reduzieren,
um auf diese Weise auch den Umfang der Ungleichgewichte zu reduzieren. Wir
müssen uns vielmehr die Frage stellen, ob es nicht möglich ist, den Umfang der
Ungleichgewichte bei gleichbleibendem Umfang der Datenänderungen zu reduzieren.
Das Beispiel über die Wirkung eines Kanalisationssystems zeigt uns die Richtung
an, die auch im Hinblick auf Ungleichgewichte des Marktes Erfolg verspricht.
Wir hatten darauf hingewiesen, dass eine befriedigende Lösung erreicht werden
könnte, wenn das Wasser eines Wolkenbruches zeitlich und regional verteilt
abregnen könnte.
Die Auswirkungen, die Datenänderungen
auf das Marktungleichgewicht haben, hängen nämlich entscheidend davon ab, ob
diese Datenänderungen vom Staat oder von den Privaten ausgehen. Vom Staat
initiierte Datenänderungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie global für alle
oder zumindest für einen Großteil der Bürger gelten. Steuergesetze z. B. gelten
für alle Bürger; jeder Bürger, der bestimmte Kriterien erfüllt (wie z. B. ein
bestimmtes Einkommen bezieht) unterliegt der Steuerpflicht.
Weiterhin treten Gesetze zu bestimmten
Terminen in Kraft, sodass das durch Gesetze ausgelöste Verhalten der Individuen
im Prinzip am selben Termin auftritt. Sie sind weiterhin alle gleichgerichtet; so
führt eine generelle Steuererhöhung für alle Steuerpflichtigen zu einer
Erhöhung der Kosten und damit in der Regel zu einer Reduzierung ihrer
wirtschaftlichen Aktivitäten. Schließlich sind von gesetzlichen Änderungen alle
Regionen gleichermaßen betroffen. Es ist also zu erwarten, dass die durch den
Staat ausgelösten Datenänderungen kumuliert auftreten; wenn wir nochmals das
Beispiel der Kanalisation ansprechen: Sie wirken wie ein Wolkenbruch.
Anderes gilt für Datenänderungen, die
durch autonome Entscheidungen der einzelnen Individuen ausgelöst werden. Sie
treten nicht alle am gleichen Termin auf. Dies gilt selbst dann, wenn wir
unterstellen, dass z. B. die Investitionsaktivitäten der privaten
Unternehmungen letztlich durch ein für alle gleiches Ereignis (wie z. B. eine
Zinserhöhung) ausgelöst wurden. Die Zeitspanne, die verstreicht, bis die
einzelnen Unternehmer auf die Zinsänderung in ihrem Investitionsverhalten reagieren,
ist unterschiedlich lang und hängt unter anderem auch davon ab, wann die
letzten Ersatzinvestitionen getätigt wurden. Der bei den vom Staat ausgelösten
Datenänderungen festgestellte Wolkenbruch bleibt hier aus. Die Datenänderungen
treten hier atomisiert auf.
Wir können weiterhin davon ausgehen,
dass auch die Richtung der privaten Aktivitäten unterschiedlich ausfällt, ein
Teil der durch Private ausgelösten Datenänderung kann Angebotsüberhänge, ein
anderer Teil Nachfrageüberhänge auslösen. Wir können also damit rechnen, dass
sich ein Teil der Datenänderungen in ihren Wirkungen auf das Ungleichgewicht
der Märkte gegenseitig kompensiert.
6. Bestimmungsgründe
des Arbeitsmarktungleichgewichtes
Wir wollen zum Abschluss anhand von
Graphiken (Diagramme 5) aufzeigen, wie sich die einzelnen Bestimmungsgründe der
Inflexibilität auf das Marktungleichgewicht auswirken.
Im Anfangszeitpunkt bestehe
Arbeitslosigkeit im Umfang von A1 - A0.
Diagramm 5
Konjunkturbedingt verringere sich die
Arbeitsnachfrage. Die Arbeitsnachfragekurve werde nach links unten verschoben.
Aus diesem Grunde steigt das Arbeitsmarktungleichgewicht und damit die
Arbeitslosigkeit um A0 - A2.
Weiterhin sei unterstellt, dass aus dem Ausland Arbeitskräfte zuwandern, sodass sich die Arbeitsangebotskurve nach rechts verlagere. Das Arbeitsmarktungleichgewicht und damit die Arbeitslosigkeit vergrößere sich erneut um den Umfang von A3 - A1. Die Arbeitslosigkeit ist nun nach dem Strukturwandel auf A2 - A3 angestiegen.
Der Angebotsüberhang führt dazu, dass die Löhne - relativ gesehen - sinken. Zunächst werden die übertariflichen Lohnzuschläge abgebaut; in den nächsten Tarifverhandlungen fallen die von den Gewerkschaften erkämpften Lohnsteigerungen geringer aus. Aufgrund der Lohnsenkung fragen die Unternehmer entsprechend der Arbeitsnachfragekurve mehr Arbeitskräfte nach. Die Arbeitslosigkeit sinkt um A4 - A2.
Die Lohnsenkung führt weiterhin zu einer Abwanderung von Arbeitskräften. Die Verringerung des Arbeitsangebotes bewirkt einen Abbau der Arbeitslosigkeit um A3 - A5. Nach der Anpassung ist die Arbeitslosigkeit auf A4 - A5 abgesunken.
Es sei nun unterstellt, dass wegen eines rigorosen Kündigungsschutzes die Arbeitsnachfrage weniger schnell und weniger stark auf Lohnsenkungen reagiere. Die Arbeitsnachfragekurve erhält einen steileren Verlauf. Das Arbeitsmarktungleichgewicht bzw. der Umfang der Arbeitslosigkeit fallen nun stärker aus.
Die Arbeitslosigkeit steigt um A4 - A6.
Auch das Arbeitsangebot reagiere weniger schnell und stark auf Lohnsenkungen. Auch die Arbeitsangebotskurve erhalte einen steileren Verlauf. Die Folge ist eine erneute Ausweitung der Arbeitslosigkeit um A7 - A5. Die Arbeitslosigkeit beträgt nun bei mangelnder Elastizität A6 - A7.
Es sei nun weiterhin angenommen, dass die Löhne in geringerem Maße als bisher unterstellt auf das Marktungleichgewicht reagieren. Der Rückgang in der Arbeitslosigkeit fällt dann wesentlich geringer aus, einerseits um A6 - A8, andererseits um A9 - A7. Die Arbeitslosigkeit beträgt nun bei zusätzlicher Inflexibilität: A8 - A9.