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Exportüberschüsse Segen oder Fluch?

 

 

Gliederung:

 

1. Das Problem

2. Einige Begriffe zum Anfang

3. Eine Bewertung von Exportüberschüssen

4. Ursachen von Exportüberschüssen

5. Möglichkeiten eines Abbaus von Exportüberschüssen

 

 

1. Das Problem

 

Schon sehr früh, seit die BRD nach dem 2. Weltkrieg zu einem internationalen Verkehr zurückgekehrt ist, weist die deutsche Volkswirtschaft gegenüber ihren Handelspartnern in der überwiegenden Mehrzahl der Jahre einen Überschuss ihrer Exporterlöse über die Importausgaben auf. Die Leistungsbilanz gegenüber dem Ausland hatte in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg nur in wenigen Jahren einen Importüberschuss aufzuweisen. Und es waren vor allem Frankreich und Italien, welche gegenüber der Bundesrepublik Deutschland in aller Regel Importüberschüsse aufwiesen. Aber auch gegenüber außereuropäischen Staaten weist die deutsche Handelsbilanz oftmals einen Exportüberschuss auf.

 

Vielleicht waren die Deutschen stolz darauf, dass die deutschen Waren im Ausland so großen Anklang fanden, genauso ärgerlich waren jedoch die Defizitländer, welche einen andauernden Importüberschuss aufwiesen und den Deutschen vorwarfen, dass Deutschland eine wirtschaftliche Vorreitermacht erlangen wolle und sie forderten schon immer, dass politische Maßnahmen ergriffen werden müssten, um diese Ungleichgewichte in den Handelsbilanzen abzubauen.

 

In diesen Chor der Klagen reite sich nun der derzeitige US-Präsident Donald Trump ein. Er zog mit dem Slogan ‚America First‘ in den Wahlkampf und führte den Umstand, dass auch die USA zumeist einen hohen Importüberschuss erzielte, darauf zurück, dass auf der einen Seite die USA in den jüngst abgeschlossenen internationalen Freihandelsabkommen benachteiligt werde und dass vor allem deutsche Firmen mit Dumpingpreisen in den nordamerikanischen Markt eingedrungen seien.

 

Er drohte deshalb mit einer Aufkündigung dieser internationalen Freihandelsabkommen sowie mit der Einführung von Strafzöllen gegenüber europäischen und vor allem deutschen Importen. Er erhoffte sich auf diese Weise eine Renaissance der in den vergangenen Jahrzehnten geschrumpften Wirtschaftszweige in den mittleren Gegenden der USA.

 

Wir wollen diese Vorwürfe auf ihre Berechtigung hin hier in diesem Artikel überprüfen. Wir wollen uns erstens die Frage stellen, wie sich denn Ungleichgewichte in den Handelsbilanzen der einzelnen Länder auf deren wirtschaftliche Wohlfahrt auswirken, aber auch die weitere Frage klären, wie denn aus einer übergeordneten weltwirtschaftlichen Sicht solche Ungleichgewichte zu beurteilen sind.

 

Wir wollen uns dann in einem zweiten Schritt die Frage stellen, worin denn die Ursachen dieser internationalen Ungleichgewichte zu suchen sind und ob die wichtigsten Bestimmungsgründe dieser Ungleichgewichte eher bei den Ländern zu suchen sind, welche einen Exportüberschuss aufweisen oder eher bei den Defizitländern.

 

In einem dritten Schritt schließlich wollen wir überprüfen, auf welchem Wege denn diese Ungleichgewichte beseitigt oder zumindest verringert werden können, immer vorausgesetzt, dass aus internationaler Sicht diese Ungleichgewichte in den Handelsbilanzen der einzelnen Länder als unerwünscht und schädlich angesehen werden müssen. Beginnen wir aber zuerst mit einigen begrifflichen Klärungen.

 

 

2. Einige Begriffe zum Anfang

 

Wenn die Unternehmer einen Teil der von ihnen produzierten Waren im Ausland anbieten, sprechen wir von Exporten. Aus der Sicht der Länder, welche diese Waren vom Ausland beziehen, wird von Importen gesprochen.

 

Alle Erlöse der Exporteure sowie alle Ausgaben der Importeure werden in der sogenannten Handelsbilanz zusammengefasst. Es werden allerdings nicht nur Waren, sondern auch Dienstleistungen international gehandelt, die Erlöse und Ausgaben aus dem internationalen Tausch der Dienstleistungen werden in der Dienstleistungsbilanz aufgeführt. Fasst man die Erlös- und Ausgabenströme der Handels- und der Dienstleistungsbilanz zusammen, erhält man die sogenannte Leistungsbilanz. Wenn man von Export- oder Importüberschüssen eines Landes spricht, denkt man fast immer weniger an die Handelsbilanz im engeren Sinne, sondern an die Leistungsbilanz.

 

Gegenüber einem Handel, welcher zwischen allen der gleichen Volkswirtschaft angehörenden Wirtschaftssubjekten stattfindet, ergibt sich bei internationalen Transaktionen das Problem, dass In- und Ausländer dann, wenn sie keiner gemeinsamen Währungsunion angehören, ihre Geschäfte mit unterschiedlichen Geldeinheiten abwickeln müssen. Der inländische Exporteur erwartet eine Bezahlung in inländischen Währungseinheiten, der ausländische Importeur verfügt aber zunächst nur über ausländische Währungseinheiten.

 

Die Währungseinheiten müssen also zunächst getauscht werden, es entsteht ein eigener Markt für Devisen (ausländische Währungseinheiten) und die Devisenbilanz fasst Angebot von und Nachfrage nach Devisen zusammen. Sofern diese Devisenbilanz eines Landes ausgeglichen ist, stehen genügend Devisen zur Verfügung, um die Importausgaben zu bezahlen, die Devisenerlöse aus dem Exportgeschäft dienen dann dazu, die Ausgaben aus den Importgeschäften zu finanzieren.

 

Probleme entstehen immer dann, wenn die Devisen aus dem Exportgeschäft nicht ausreichen, also geringer sind als die für den Import ausländischer Waren bzw. Dienstleistungen benötigten Devisen. Wie kommen aber die Importeure zu den Devisen, wenn ein Land Leistungsbilanzdefizite aufweist?

 

Nun sind Exporte von Waren und Dienstleistungen nicht die einzigen Transaktionen, welche einem Land Devisen erbringen. Es gibt auch internationale Kapitalmärkte und auf diesen Märkten werden ebenfalls Devisen angeboten und nachgefragt.

 

So möchte z. B. ein Inländer seine Ersparnisse dadurch anlegen, dass er ein von einer ausländischen Unternehmung ausgelegtes Wertpapier erwirbt. Auch er benötigt Devisen, um dieses Wertpapier zu erwerben. Er bietet deshalb zum Erwerb dieser Devisen auf den Devisenmärkten einheimische Währung an und diese Gelder können nun vom Ausland dazu verwandt werden, importierte Güter zu bezahlen.

 

Somit unterrichtet weniger die Leistungsbilanz als die Devisenbilanz darüber, ob das Angebot an Devisen ausreicht, um alle Importwünsche zu befriedigen. Da die Devisenbilanz nicht nur die Devisenangebote aus dem internationalen Handel mit Waren und Dienstleistungen, sondern auch aus Kapitalangeboten (z. B. Nachfrage nach Wertpapieren) zusammenfasst, kann also auch ein Defizit in der Leistungsbilanz durch einen entsprechenden Überschuss in der Kapitalbilanz ausgeglichen werden.

 

Wie können jedoch Importe auch dann finanziert werden, wenn auch die Devisenbilanz negativ ausfällt, wenn also die Nachfrage nach Devisen sowohl aus Güter- wie auch privaten Kapitaltransaktionen nicht aus den augenblicklichen Devisenerlösen befriedigt werden kann? Hier kommen nun die Notenbanken ins Spiel. Wenn sie nämlich aus den Transaktionen der vergangenen Perioden über Devisen verfügen und dies ist immer der Fall, wenn in den vergangenen Perioden ein Land Devisenbilanzüberschüsse aufgewiesen hat oder wenn sie über eine internationale Währung verfügen, dann kann die Notenbank durch Angebot dieser Währungseinheiten sicherstellen, dass die Importe trotz eines Defizites in der Devisenbilanz bezahlt werden können.

 

Gold gilt generell als eine solche internationale Währung. Weiterhin wird in internationalen Währungssystemen wie z. B. in dem vergangenen IWF-System eine Währungseinheit (damals der Dollar, also die Währung der USA) zur allgemein gültigen Währung innerhalb dieser Währungsunion erklärt.

 

Nun verfügen die Notenbanken jedoch nicht über unendlich große Vorräte an Devisen. Weist also ein Land über längere Zeit hinweg stets Defizite in der Devisenbilanz auf, so sind eines Tages die Währungsreserven der Notenbank erschöpft und in diesem Falle gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder wird die Währung des Defizitlandes abgewertet oder aber es müssen Importbegrenzungen eingeführt werden.

 

Berücksichtigen wir diese Käufe und Verkäufe von Devisen und internationalen Währungseinheiten seitens der Notenbanken, dann ist die so definierte Zahlungsbilanz stets ex definitione ausgeglichen. Denn entweder werden Importe bezahlt oder aber sie finden überhaupt nicht statt. Wenn also etwas schlampig formuliert oftmals von einer unausgeglichenen Zahlungsbilanz gesprochen wird, ist in Wirklichkeit nicht die gesamte Zahlungsbilanz, sondern sind nur Teilbilanzen, so etwa die Leistungs- oder die Devisenbilanz, angesprochen.

 

 

3. Eine Bewertung von Exportüberschüssen

 

Fragen wir uns nun in einem nächsten Schritt, wie wir Export- und Importüberschüsse einschätzen, einmal für die Länder, welche einen Export- bzw. Importüberschuss aufweisen, zum andern aber vor allem auch aus einer übergeordneten Sicht der Weltwirtschaft.

 

Als erstes haben wir uns zu fragen, warum denn eine Nation überhaupt Außenhandel betreibt, warum also die Unternehmungen den Versuch unternehmen, ihre Produkte nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland anzubieten und umgekehrt warum also die Konsumenten ihren Bedarf zum Teil auch mit Produkten abdecken, welche im Ausland produziert wurden.

 

Das wohl wichtigste und am frühesten feststellbare Motiv für Außenhandel war die Tatsache, dass Volkswirtschaften nicht über die Rohstoffe verfügt haben, welche sie für die inländische Produktion von Waren benötigen. Wenn man aber schon bestimmte Güter aus dem Ausland beziehen muss, sind diese Käufe auch mit ausländischer Währung zu bezahlen und ausländische Währung erhält man eben nur dadurch, dass man zuvor selbst eigene Produkte an ausländische Personen verkauft.

 

Ein zweites Motiv für Außenhandel besteht darin, dass die Unternehmungen aufgrund Verbesserung ihrer Produktionsverfahren immer mehr produzieren konnten, dass das Angebot somit eines Tages den einheimischen Bedarf übertraf und die Unternehmungen sich deshalb darum bemühen mussten, im Ausland neue Absatzmärkte zu erwerben.

 

Gelingt den Unternehmungen ein Export ihrer Waren, so erhalten sie Devisen, welche sie nun selbst wiederum in die Lage versetzen, aus dem Ausland Waren zu beziehen. Dass die neuen Produktionsverfahren zumeist auch die Stückkosten verringerten und die Unternehmungen deshalb in der Lage waren, ihre Produkte zu geringeren Preisen anzubieten, erleichterte zusätzlich den Export der eigenen Waren.

 

Außenhandel entsteht drittens schließlich deshalb, weil mit wachsendem Wohlstand einer Nation die Konsumenten auch daran interessiert waren, die Vielfalt der von ihnen nachgefragten Waren auszuweiten. Da sich die einzelnen Volkswirtschaften aufgrund unterschiedlicher Fertigkeiten und Bedürfnisse zumeist in der Ausgestaltung der einzelnen Güter von einander unterschieden, konnte dieses Ziel vor allem durch internationalen Handel verwirklicht werden.

 

Eingangs stellten wir bereits fest, dass die Exportüberschüsse erzielenden Länder zumeist stolz auf ihren Überschuss sind, während der Umstand, dass die Devisen nicht ausreichen, alle benötigten Importe mit Devisen zu bezahlen und deshalb ein Leistungsbilanzdefizit realisiert wird, von den Defizitländern zumeist als ein Mangel angesehen wird.

 

Diese Einschätzung mag nun auf den ersten Blick etwas verwundern. Ein Land, das ein Leistungsbilanzdefizit aufweist, also mehr Güter importiert als exportiert, vergrößert doch auf diese Weise den Warenumfang, der im Inland konsumiert oder investiert werden kann. Also geht es den Bürgern dieses Landes in dieser Periode insgesamt besser, als dann, wenn die Leistungsbilanz ausgeglichen wäre. Und aus den gleichen Gründen stehen den Bürgern des Landes mit dem Exportüberschuss weniger Güter für den eigenen Konsum oder für die eigene Investition zur Verfügung als dann, wenn auch ihre Leistungsbilanz ausgeglichen wäre.

 

Es hat also den Anschein, dass das Land mit dem Importüberschuss besser und das Land mit dem Exportüberschuss schlechter dasteht und dass deshalb Importüberschüsse als eine Art Geschenk, Exportüberschüsse hingegen als Belastung angesehen werden müssten. Warum werden also in der Öffentlichkeit diese Leistungsbilanzungleichgewichte ganz entgegengesetzt hierzu bewertet?

 

Ein erster Grund könnte darin gesehen werden, dass Importüberschüsse ja dem Defizitland nicht als Geschenk überreicht  werden, sondern von ausländischen Kapitalgebern bzw. von den Notenbanken als eine Art Kredit zur Verfügung gestellt werden. Das Defizitland ist also nicht durch den Importüberschuss reicher geworden, es hat in Zukunft diese Kredite ja zurück zu zahlen. Aber trotzdem wäre es unverständlich, wenn die Nation, welche einer anderen durch Kredite zu Hilfe kommt, deshalb von der begünstigten Nation verbal angegriffen wird. Man schlägt nicht die Hand, die einem hilft.

 

Auch ist es ja keinesfalls sicher, dass die kreditgebende Nation jemals den vollen Gegenwert der ausgeliehenen Summe zurückbekommt. Wenn sich nämlich eine Nation auf lange Sicht verschuldet, besteht stets die Gefahr, dass sie diese Schulden eines Tages nicht mehr zurückzahlen kann und deshalb durch Verkündung eines Moratoriums die Schulden einseitig aufkündigt.

 

Aber selbst dann, wenn sich die verschuldete Regierung nicht zu diesem äußersten Schritt veranlasst sieht und die in der Vergangenheit eingegangenen Schulden voll zurückzahlt, besteht die Gefahr, dass realiter betrachtet weniger zurückgezahlt wird als ursprünglich in Form eines Kredites aufgenommen wurde.

 

Einer der wichtigsten Gründe für ein anhaltendes Defizit in der Leistungsbilanz liegt nämlich, wie wir weiter unten sehen werden, darin begründet, dass das Defizitland eine Inflation aufweist, dass also das Preisniveau Jahr für Jahr steigt, zumindest stärker steigt als im kreditgebenden Land. Eine Inflation begünstigt jedoch den Schuldner und benachteiligt den Gläubiger. Das Schuldnerland zahlt zwar in diesem Falle seine nominelle Schuld voll zurück, die Kaufkraft dieser Summe ist jedoch wegen der in der Zwischenzeit stattgefundenen Preissteigerungen wesentlich geringer geworden.

 

Um zu verstehen, dass trotz dieser Zusammenhänge Importüberschüsse im Defizitland als äußerst unerwünscht angesehen werden und dem kreditgebenden Land oftmals sein Exportüberschuss vorgeworfen wird, müssen wir weit in die Geschichte zurückgehen. Der eigentliche Grund für diese zunächst unverständlichen Bewertungen liegt im Merkantilismus der absolutistischen Staaten im 18. Jahrhundert begründet.

 

Der Begriff ‚Merkantilismus‘ entstammt ursprünglich dem Lateinischen und ist von dem Wort ‚mercari = handelstreibend‘ abgeleitet. Als wohl Erster hatte Marquis de Mirabeau 1763 vom Merkantilismus gesprochen und damit die damals vorherrschende Wirtschaftslehre angesprochen. Auch Adam Smith hatte stets von dem Merkantilismus gesprochen, wenn er sich gegen diese Lehren wandte. Später wurde dieser Begriff ganz allgemein verwandt, um die damals vorherrschende Lehre zu bezeichnen.

 

Merkantilismus bedeutet somit eine politische Einflussnahme des Staates auf den Handel und die Produktion im Allgemeinen und den Außenhandel im Besonderen. Heutzutage wird dieser Begriff weitgehend gleichgesetzt mit Interventionismus des Staates jeglicher Art, welcher die privaten Wirtschaftseinheiten, vor allem aber die Unternehmungen, zu beeinflussen sucht.

 

Der Merkantilismus in der Ausprägung, in welcher Adam Smith ihn bekämpfte, war die wirtschaftspolitische Lehre des Absolutismus. Der Absolutismus war das vorherrschende Staatssystem ab dem ausgehenden 16. Jahrhundert und vor allem in Frankreich, aber auch in etwas schwächerer Ausgestaltung in England und in mehreren deutschen Kleinstaaten verbreitet. Hierbei erreichte der Absolutismus seinen Höhepunkt unter dem französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. Die Art und Weise, wie Ludwig XIV. regierte und in Versailles Hof hielt, wurde bald zum Vorbild für die übrigen Herrscher in Europa, so vor allem auch für den sächsischen König August den Starken.

 

Der absolutistische König strebte die alleinige Herrschaft in seinem Herrschaftsgebiet an. Ludwig der XIV.  soll einmal gesagt haben: ‚Der Staat, das bin ich‘  (L'État, c'est moi). Im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit hatte der jeweilige Herrscher seine Macht mit dem Adel und dem Klerus zu teilen, er wurde kontrolliert von den Ständeparlamenten, in denen Adel, Klerus und Bürger vertreten waren.

 

Die Ständeparlamente hatten hierbei vor allem das Recht der Steuerbewilligung. Sie konnten auf diesem Wege die Macht des Königs maßgebend beschneiden. Gleichzeitig war der König vor allem auch auf die Adligen angewiesen, da alle Tätigkeiten am Hof und auch im Krieg von den Adligen verrichtet wurden.

 

Auf der einen Seite waren zwar auf diese Weise die Adligen verpflichtet, für den König tätig zu werden und zwar dadurch, dass sie Söldner für die Kriegszüge der Könige stellten und andererseits am Hof die unterschiedlichsten Verrichtungen zu erledigen hatten, auf der anderen Seite hing jedoch der König auf diese Weise selbst wiederum von der Bereitschaft der Adligen zu kooperieren ab.

 

Diese Macht der Stände suchten nun die absolutistischen Herrscher zu brechen. Sie schufen hierfür ein stehendes Heer, sodass die Kriegsführung und ihr Erfolg nun nicht mehr davon abhing, wie viel streitfähige und ausgebildete Söldner von den Adligen bereitgestellt wurden. Gleichzeitig bauten die absolutistischen Herrscher ein Beamtentum auf, mit dessen Hilfe alle Aufgaben am Hofe erledigt werden konnten, der König war deshalb auch nicht mehr auf die Dienste der Adligen  am Hof angewiesen.

 

In nahezu allen Abhandlungen der Vertreter merkantilistischer Thesen klingt eine Grundüberzeugung durch: Der Vorteil des einen (Landes) gerät zum Nachteil des anderen (Landes). Immer dann, wenn eine Aktivität zum Vorteil des einen Landes gereicht, erleidet ein anderer Staat stets gleichgroße Nachteile. Entweder schade ich dem andern oder er schadet mir. Eine andere Alternative wird gar nicht gesehen. In dieser Welt gilt auch für die zwischenmenschlichen Beziehungen das Naturgesetz des ‚Fressens oder des Gefressenwerdens‘.

 

Wir müssen uns nun fragen, aufgrund welcher Erkenntnisse denn der Merkantilismus zu dieser pessimistischen Sicht gelangt ist, widerspricht diese Überzeugung nicht unseren alltäglichen Erfahrungen? Stellen wir in unserem Leben nicht fest, dass zumindest ein Teil der möglichen Alternativen durchaus mehreren Menschen gleichzeitig nützt?

 

Die Antwort auf diese Frage finden wir in der Betrachtung der Handels- bzw. Leistungsbilanz. Im Allgemeinen werden die Importe aus den Devisenerlösen bezahlt, welche aufgrund des Exportes von Waren erzielt werden. Wären die Wertsummen des Exportes und des Importes gleich groß, könnten alle Importe aus den Devisenerlösen im Zusammenhang mit den Exporten bezahlt werden.

 

Außenwirtschaftliche Transaktionen können aber auch immer mit Gold, also der offiziellen internationalen Währung der damaligen Zeit bezahlt werden. Zu diesem Schritt sehen sich die Importeure veranlasst, wenn die Devisenerlöse aus den Exporten nicht ausreichen, um alle beabsichtigten Importe zu bezahlen. Der Importeur kann prinzipiell seine Importe immer mit beiden Zahlungsformen begleichen. Ob er mit Devisen oder mit Gold bezahlt, hängt allein davon ab, ob Devisen oder Gold einen geringeren Preis erzielen. Immer dann, wenn weniger exportiert als importiert wird, steigen die Devisenkurse mit der Folge, dass ab einem bestimmten Preis der Ankauf von Gold billiger wird und es sich für den Importeur lohnt, mit Gold zu zahlen. Man nennt diesen Preis einer Devise deshalb auch Goldpunkt.

 

Der Importwertsumme entspricht in diesem Falle ex definitione die Summe aus Devisenerlösen plus der Bezahlung mit Gold, wobei es automatisch zu einem Gold-Export kommen muss.

 

Umgekehrt gilt natürlich, dass dann, wenn die Exportwertsumme die Importwertsumme übersteigt, für die Exporte nicht mehr ausschließlich Devisen vereinnahmt werden, sondern dass Exporte zum Teil zu Golderlösen und damit zu Gold-Importen führen. Auch hier gilt, dass im Falle eines Exportüberschusses die Summe aus Devisenerlösen und Goldimporten der Exportwertsumme entspricht. Beide Seiten der Zahlungsbilanz sind deshalb auch immer – in jedem Augenblick – ex definitione ausgeglichen, wenn neben den Erlösen aus dem Warentransfer auch der Goldtransfer in die Betrachtung einbezogen wird.

 

Betrachten wir nun zusätzlich die Handelsbilanz der Länder, welche mit uns Außenhandel betreiben. Ex definitione entspricht die Exportwertsumme unserer Volkswirtschaft der Importwertsumme aller unserer Handelspartner. Diese Beziehung ergibt sich einfach daraus, dass die gleiche Ware, die unser Land verlässt, die also exportiert wird, von einem unserer Handelspartner importiert wird, sodass also beide Wertsummen übereinstimmen müssen, beziehen sie sich doch auf ein und dieselben Güter. Gleiches gilt natürlich mutatis mutandis auch für die Importwertsumme unseres Landes. Auch diese entspricht aus den gleichen Gründen der Exportwertsumme der ausländischen Volkswirtschaften, mit denen wir Außenhandel betreiben. 

 

Aus diesen Überlegungen folgt nun, dass ein Exportüberschuss des eigenen Landes immer begleitet wird von einem gleichgroßen Importüberschuss aller unserer Handelspartner. Wenn wir nun einen Exportüberschuss anstreben, so ist dies gleichbedeutend damit, dass bei Erfolg dieser Anstrengungen automatisch das Ausland insgesamt gegenüber unserer Volkswirtschaft einen gleichgroßen Importüberschuss erzielen muss.

 

Wenn wir nun unterstellen, dass die Wohlfahrt einer Volkswirtschaft ceteris paribus steigt, je höher der Exportüberschuss ist und dementsprechend sinkt, je höher der Importüberschuss ist, können wir daraus automatisch den Kernsatz des Merkantilismus ableiten: Es ist erstrebenswert, eine aktive Handelsbilanz zu erzielen, dies bedeutet jedoch automatisch, dass das Ausland gegenüber unserer Volkswirtschaft eine passive Handelsbilanz erzielt, was entsprechend dieser Vorstellungen einem Wohlfahrtsverlust im Ausland gleichkommt.

 

Aber warum war es in den Augen des absolutistischen Herrschers denn erstrebenswert, dass ein Land einen Exportüberschuss erzielt? Die Antwort liegt darin, dass der absolutistische Herrscher seine Ziele nur dann erreichen konnte, wenn die Volkswirtschaft blühte. Die Ziele des Absolutismus können nämlich nur dann verwirklicht werden, wenn der Staat seine Einnahmen vergrößert, also höhere Steuern erheben kann und selbstverständlich steigt die Aussicht auf erhöhte Steuereinnahmen in dem Maße, in dem auch die gesamte Volkswirtschaft wächst.

 

Nach Vorstellung der Merkantilisten hängt jedoch das Wachstum der Volkswirtschaft selbst wiederum davon ab, ob die Volkswirtschaft mit ausreichendem Geld versorgt wird. Wir hatten zur Zeit des Absolutismus eine Goldwährung und Frankreich war ein Land, das damals über keine größeren eigenen Goldminen verfügte, sodass die Goldmenge vorwiegend nur aufgrund einer aktiven Handelsbilanz vergrößert werden konnte.

 

Die unterschiedlichen Ziele und Maßnahmen, die unter dem Stichwort des Merkantilismus zusammengefasst werden, können nun in einer eindeutigen und übersichtlichen Zielhierarchie aufgeführt werden.

 

Auf der ersten, obersten Zielebene steht das Ziel des absolutistischen Herrschers, unabhängig (absolut) zu werden und die bestehenden feudalen Kontrollen seitens der Stände und des Ständeparlaments abzuschütteln. Diesem Ziel lassen sich alle anderen Ziele und Maßnahmenkomplexe des Merkantilismus unterordnen.

 

Diesem Ziel dienen auf der zweiten Zielebene unmittelbar die Bildung eines stehenden Heeres sowie die Etablierung eines Beamtenapparates. Über ein stehendes Heer kann der Herrscher jeder Zeit verfügen, er ist dann nicht mehr auf das Wohlwollen und natürlich auch nicht auf die Fähigkeit der eigenen Vasallen angewiesen, ein eigenes Herr zu rekrutieren. Gleichzeitig kann der Herrscher auch unmittelbar dafür sorgen, dass dieses Heer auf dem neuesten Stand der Ausrüstung und Kriegstechnik steht.

 

Verfügt der absolutistische Herrscher weiterhin über einen etablierten permanent arbeitenden Beamtenapparat, so ist er wiederum auch in diesen Fragen nicht mehr auf die Dienste des Adels angewiesen, er selbst kann dafür sorgen, dass seine Beamten ausreichend für ihre Aufgaben ausgebildet werden und dass jeweils die für eine bestimmte Aufgabe fähigsten Beamten ausgewählt werden.

 

Die Kehrseite dieser Vorzüge besteht allerdings darin, dass sowohl die Bildung eines stehenden Heeres als auch die Einführung eines permanent tätigen Beamtenapparates dem Herrscher hohe Kosten verursacht, die er bisher im Rahmen der feudalen Ordnung auf seine untergegebenen Vasallen weitgehend abwälzen konnte.

 

Es entwickelte sich deshalb auf einer dritten Zielebene das Bedürfnis, neue Steuern zu erheben. In der bisherigen feudalen Ordnung gab es mit wenigen Ausnahmen vor allem direkte Steuern, die als Abgaben auf Grund und Boden erhoben wurden, wobei der Herrscher Grundstücke als Lehen seinen Untertanen zur Verfügung gestellt hatte; und dies wiederum ihm das Recht gab, einen Teil der Erträge als periodische Abgaben zu verlangen. Allerdings hatten sich die Ständeparlamente in einer langjährigen Auseinandersetzung mit dem Herrscher das Recht erkämpft, dass direkte Abgaben auf Grund und Boden vom Ständeparlament genehmigt werden mussten.

 

Damit stand es von vornherein fest, dass der Herrscher sicherlich nicht dadurch seine Ziele erreichen konnte, dass er Heer und Beamten aus Steuern finanzierte, welche von eben diesen Ständen, deren Kontrollen abgeschüttelt werden sollen, bewilligt werden mussten. Also bedurfte es der Einführung neuer Steuerarten, welche auch nicht vom Ständeparlament eigens genehmigt werden mussten. Dies waren alle indirekten Steuern auf den Waren-Umsatz bzw. Zölle auf Ein- oder Ausfuhren. Da die industrielle Produktion und ein weitverzweigter Handel mit Waren erst in der Neuzeit entstanden, hatten die Stände auch noch nicht das Recht, über indirekte Steuern ebenfalls zu entscheiden.

 

Das Steueraufkommen hängt jedoch nun unmittelbar davon ab, dass auch viele Waren produziert und gehandelt wurden, auf die dann der Staat eine Umsatzsteuer oder Zölle erheben konnte. Der Staat konnte somit sein Ziel einer Ausweitung des Steueraufkommens zur Finanzierung von Heer und Beamtentum nur dann erreichen, wenn er gleichzeitig dafür Sorge trug, Produktion und Handel auszuweiten. Der Staat war also auf einer vierten Zielebene gezwungen, Anreize zur Ausweitung der Produktion und des Handels zu gewähren.

 

Zu diesem Zweck vergab der Herrscher an willige Kaufleute sogenannte Monopole, also Rechte, bestimmte Rohstoffe oder Waren als einzige in einem Gebiet produzieren und vertreiben zu dürfen. Diese Unternehmungen wurden oftmals darüber hinaus durch staatliche Subventionen (Zuschüsse) begünstigt.

 

Nun hängt das wirtschaftliche Wachstum einer Volkswirtschaft nicht nur davon ab, ob das Land über ausreichende Unternehmerpersönlichkeiten verfügt, welche das technische know how zur Produktion dieser Güter besitzen und gleichzeitig die bei fast jeder Produktion entstehenden Risiken zu tragen bereit sind. Ein reibungsloses wirtschaftliches Wachstum kann nur dann garantiert werden, wenn eine Volkswirtschaft auch mit ausreichendem Geld versorgt ist. Denn die Geldmenge bestimmt nach der Quantitätsgleichung, welche auch schon einigen Merkantilisten bekannt war, das Preisniveau. Reicht die Geldmenge nicht aus, um das produzierte Warenangebot abzunehmen, sinken die Preise und damit verlören die Unternehmer die Möglichkeit und den Anreiz, die Produktion auch für die Zukunft aufrechtzuerhalten.

 

Die in der Zeit des Absolutismus geltende Geldwährung bestand vorwiegend aus Gold. Der Staat hatte somit zur Aufrechterhaltung eines wirtschaftlichen Wachstums auf einer fünften Zielebene einen unmittelbaren Bedarf, die Menge an Gold möglichst auszuweiten, auf jeden Fall nicht zu verringern.

 

Hier kommt nun das bereits im vorhergehenden Abschnitt behandelte Ziel einer aktiven Handelsbilanz ins Spiel. Der Staat strebt eine aktive Handelsbilanz an, um auf diese Weise die zirkulierende Geldmenge über einen Goldimport auszuweiten und damit das wirtschaftliche Wachstum aufrecht zu erhalten. Da der französische Staat zurzeit Ludwig des XIV. über keine größeren Goldminen und damit auch nicht über eine eigene nationale Goldproduktion verfügte, war er darauf angewiesen, dass die Handelsbilanz möglichst aktiv blieb und dass somit ein Teil der exportierten Waren mit Gold bezahlt wurden.

 

Der Außenhandel wurde vom merkantilistischen Staat allerdings nicht nur deshalb gefördert, um eine ausreichende Geldversorgung zu garantieren, sondern darüber hinaus auch deshalb, weil der Staat durch Erhebung von Zöllen seine Einnahmen vergrößern konnte.

 

Allerdings steht das Ziel eines möglichst großen Zollaufkommens in einem gewissen Widerspruch zu dem Ziel, eine aktive Handelsbilanz zu erreichen. Je mehr nämlich die Exporte die Importsumme übersteigen und damit die Importwertsumme sinkt und die Handelsbilanz aktiv wird, umso weniger erzielt der Staat zusätzliche Einnahmen aus Importzöllen. Nun könnte natürlich der Staat auch auf Exporte Zölle erheben und wie wir weiter unten noch sehen werden, erhob der merkantilistische Staat in der Tat auch Exportzölle, allerdings nur auf sehr spezielle Exporte, die sich vorwiegend auf Rohstoffe beschränkten.

 

Im Hinblick auf den Export von Waren versuchte der merkantilistische Staat sogar Prämien zu gewähren, um auf diese Weise den einheimischen Unternehmungen neue Absatzmärkte im Ausland zu eröffnen. Gleichzeitig führte der Staat Importzölle nicht nur deshalb ein, um auf diesem Wege zusätzliche Einnahmen zu erzielen, sondern auch deshalb, um die einheimischen Unternehmungen vor ausländischer Konkurrenz zu schützen.

 

Der Staat versprach sich auf diesem Umwege zusätzliche Einnahmen für den Fall, dass auf diese Weise die Produktion der einheimischen Unternehmungen ausgeweitet werde und aufgrund der Produktion wiederum neue Steuereinnahmen aus Umsatz- und Verbrauchssteuern anfielen. Der Staat musste also einen gewissen Kompromiss schließen um die Aktivierung der Handelsbilanz nicht zu stark ansteigen zu lassen, weil sonst die Zolleinnahmen automatisch zurückgegangen wären. Das Ziel einer ausreichenden Geldversorgung stand also in einem gewissen Konflikt mit dem Ziel möglichst hoher Zoll-Einnahmen aus dem Außenhandel.

 

Halten wir also fest: Der Merkantilismus versuchte auf politischem Wege (durch Einführung von Importzöllen) einen Exportüberschuss zu erzielen und ging gleichzeitig von der Überzeugung aus, dass der hierdurch erzielte Vorteil seines eigenen Landes stets auf Kosten der anderen Länder ging, welche notwendiger Weise in ihrer Gesamtheit ein gleichhohes Defizit der Leistungsbilanz hinnehmen mussten.

 

Wir verstehen nun, weshalb auf der einen Seite das Erzielen eines Exportüberschusses als etwas Erwünschenswertes angesehen wurde, dass aber gleichzeitig die jeweils anderen Länder gerade diese Politik verurteilten, weil sie für diese Länder negative Auswirkungen hatte.

 

Historisch betrachtet fand der Merkantilismus im Liberalismus ihren Gegner. Im Gegensatz zu den Lehren des Merkantilismus versuchten Adam Smith und David Ricardo, die Begründer der liberalen Lehre, nachzuweisen, dass es der Volkswirtschaft gerade dann besser gehe, wenn der Staat auf seine protektionistische Politik verzichte und Freihandel zulasse. In seiner berühmten Theorie der komparativen Kosten versuchte Ricardo nachzuweisen, dass Außenhandel allen am internationalen Handel beteiligten Nationen zugutekommen kann, selbst dann, wenn eine Volkswirtschaft in allen seinen Gütern höhere absolute Kosten als das Ausland aufweise und deshalb zunächst nur Güter importieren könne, ohne diese durch Exporte letztendlich zu bezahlen.

 

In diesem Falle müssten zunächst diese Importe mit Gold bezahlt werden, dadurch würde jedoch das eigene Preisniveau sinken, das des Auslandes steigen und gerade dieses Aufeinanderzubewegen der Preisniveaus führe dazu, dass das Inland schließlich in den Gütern, in denen es einen komparativen Kostenvorteil aufweise auch mit Erfolg Waren exportieren könne. Es könne aber fest damit gerechnet werden, dass sich die einzelnen Länder darin unterscheiden, dass jedes Land in anderen Waren relative Kostenvorteile aufweist, sodass auch jedes Land in einigen Gütern relativ billiger produzieren kann als das Ausland.

 

Im Rahmen der Neoklassik wurde dann allerdings nachgewiesen, dass bis zu einer kritischen Grenze über die Einführung von Importzöllen die Terms of Trade zugunsten des zollerhebenden Landes verändert werden können und dass auf diesem Wege tatsächlich aufgrund protektionistischer Maßnahmen die Wohlfahrt des zollerhebenden Landes kurzfristig erhöht werden kann.

 

Da eine solche Politik mit einer Verringerung des Außenhandelsvolumens und damit auch der internationalen Arbeitsteilung verbunden ist, führt eine solche Politik allerdings zu einer Verringerung der weltweiten Wohlfahrt.

 

Dieser Erfolg einer protektionistischen Politik dauert jedoch nur eine kurze Zeit. Auf lange Sicht werden nämlich die von dieser Politik negativ betroffenen Staaten zurückschlagen und ebenfalls Importzölle einführen. Diese Politik führt dann dazu, dass sich die Terms of Trade auf der einen Seite nun wiederum zugunsten der nun zollerhebenden Staaten verändern und somit der anfängliche Gewinn des Staates, der mit der Zollerhebung begonnen hatte, zurückgeht und dass auf der anderen Seite eine weitere Verringerung der internationalen Arbeitsteilung stattfindet und mit ihr der weltweite Wohlstand um ein weiteres zurückgeht.

 

Auf lange Sicht gibt es also im Zusammenhang mit protektionistischen Maßnahmen nur Verlierer und es wäre für alle Volkswirtschaften günstiger, wenn die Staaten Freihandel zuließen.

 

Im Zusammenhang mit den keynesianischen Lehren wurde seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts erneut die These entwickelt, man könne über Exportüberschüsse die eigene Volkswirtschaft stärken. Entsprechend der Lehre von Keynes liegt nämlich der wichtigste Grund für eine Arbeitslosigkeit in einer zu geringen Nachfrage nach Gütern.

 

Erzielt nun eine Volkswirtschaft einen Exportüberschuss, so steigt automatisch die Summe der effektiven Nachfrage an, es werden mehr inländische Waren vom Ausland nachgefragt, ohne dass sich ein Teil der inländischen Nachfrage ausländischen Waren zuwendet und deshalb für den inländischen Markt verloren geht.

 

Aber auch hier gelangen wir keineswegs zu einer anderen Bewertung von Exportüberschüssen. Auf der einen Seite gehen ja mit Exportüberschüssen für ein Land nur in Zeiten der Unterbeschäftigung positive Effekte aus, in Zeiten der Hochkonjunktur führen die gleichen Nachfragesteigerungen zu einer Zunahme der Inflation.

 

Auf der anderen Seite entspricht ja auch hier wiederum den Exportüberschüssen des einen Landes notwendigerweise gleichgroße Importüberschüsse anderer Länder, in denen dann wegen fehlender Nachfrage die Arbeitslosigkeit ansteigt. Aus der Sicht der Weltwirtschaft ist es auch hier wiederum höchst unerwünscht, dass sich eine Nation auf Kosten anderer saniert.

 

Es bleibt also bei der Schlussfolgerung, dass die einzelnen Volkswirtschaften bestrebt sein sollten, jede Art von langfristigen Ungleichgewichten in der Leistungsbilanz bzw. in der Devisenbilanz zu vermeiden.

 

 

Fortsetzung!