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Friday  Fortsetzung

 

Friday for future weitet sich zu einer internationalen und in immer größeren Kreisen anerkannten Bewegung aus. Man trifft sich mit dem Ziel, Meinungen auszutauschen, Möglichkeiten der Umsetzung umweltpolitischer Ziele zu diskutieren und international anerkannte Wissenschaftler einzuladen, welche ihnen die Erkenntnisse der Ökologie darlegen.

 

Dies klingt alles sehr vernünftig und äußerst lobenswert, Ökologie ist wie jede moderne Wissenschaft äußerst komplex und gerade deshalb für einen großen Teil der Bevölkerung unverständlich. Aber nur dann, wenn es gelingt, weite Teile der Bevölkerung von der Notwendigkeit eines radikalen Umdenkens zu überzeugen, können wir hoffen, den klimatischen Katastrophen noch zu entkommen.

 

Trotzdem bleiben große Zweifel, wieweit diese Bewegung dem sehr komplexen Charakter dieses Problemfeldes entspricht.

 

Nach wie vor gilt, dass sich Massenbewegungen für eine ernsthafte Diskussion nicht eignen. In Massenveranstaltungen werden Sprechchöre veranstaltet und Fähnchen geschwungen, wer anderer Meinung als die anwesende Masse ist, wird niedergeschrien.

 

Hierbei können die Veranstalter dieser Veranstaltungen solche Verhaltensweisen im Grunde ablehnen und eine ehrliche offene Diskussion anstreben. Massenveranstaltungen enden oftmals in Krawallen, die keineswegs von den Veranstaltern geplant waren.

 

Auch besteht die Gefahr, dass nur solche Wissenschaftler zu diesen Veranstaltungen geladen werden, welche die Überzeugungen der Veranstalter teilen. Im Rahmen einer ernstzunehmenden Wissenschaft haben Glaubensbekenntnisse nichts zu suchen. Jede ernstzunehmende wissenschaftliche Diskussion entwickelt sich aus Kritik und in Zweifel ziehen neu entwickelter Thesen. In aller Regel enthalten wissenschaftliche Thesen noch nicht die letzte unumstößliche Wahrheit, sie müssen weiterentwickelt werden. Und dass bisher als wahr gehaltene Aussagen eines Tages wieder verworfen werden, gehört zum Alltag wissenschaftlichen Denkens.

 

Es besteht weiterhin die Gefahr, dass von der Vorstellung ausgegangen wird, nur die Naturwissenschaft sei eine ernstzunehmende Wissenschaft und durch Anhören der ökologischen Theorien sei der Forderung nach wissenschaftlicher Auseinandersetzung vor jeder politischen Forderung, voll entsprochen.

 

In Wirklichkeit kann der Naturwissenschaftler im Zusammenhang mit den hier anstehenden Fragen immer nur klären, auf welche Ursachen die augenblicklich auftretenden Naturkatastrophen zurückzuführen sind und welche Veränderungen in den klimatischen Bedingungen vermutlich Abhilfe schaffen können.

 

Diese Kenntnisse reichen jedoch nicht aus, um zu erkennen, mit welchen konkreten wirtschaftspolitischen Maßnahmen diese Ziele erreicht werden. Eine befriedigende Lösung der Umweltprobleme wird nur erreicht werden, wenn man zusätzlich zu den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen die Frage geklärt, wie sich umweltpolitische Maßnahmen auf das wirtschaftliche System auswirken, wieweit bestimmte Maßnahmen überhaupt in der Lage sind, Umweltschäden auf Dauer zu bekämpfen und wie sich die einzelnen Maßnahmen negativ auf die wirtschafts- und sozialpolitische Ziele auswirken.

 

Die Anhänger der Friday-Bewegung werfen den Politikern vor, dass sie nur Erklärungen abgeben, aber nicht handeln. Den gleichen Vorwurf kann man jedoch auch gegen die Friday-Bewegung richten, soweit sie sich auf das Abhalten von Massenbewegungen beschränkt. Hierbei kommt es in Wirklichkeit in erster Linie darauf an, das Verhalten der Bürger zu verändern.

 

Legt man die Ergebnisse der letzten Meinungsumfragen zugrunde, so bejaht zwar eine Mehrheit der Bevölkerung die Notwendigkeit einer Änderung in der Klimapolitik, ist jedoch nicht bereit, die hierfür notwendige Wende im Verhalten der Bürger zu vollziehen. Man handelt nach dem Grundsatz „wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“.

 

Co2-Steuern werden abgelehnt, besser seien Anreizsysteme. Dies ist zwar richtig, die wichtigste und effizienteste Maßnahme einer nicht auf Verbote hinzielenden Politik ist jedoch die Schaffung von Verschmutzungsrechten, dieses Konzept wird jedoch ebenfalls von der Mehrheit der Befragten abgelehnt.

 

Wenn die Mehrheit der Bevölkerung gegen wirksame Maßnahmen zur Verhinderung einer Umweltkatastrophe ist, wird eine wirksame Politik in einer repräsentativen Demokratie nur möglich sein, wenn sich das Verhalten der Bevölkerung grundlegend ändert.

 

Die Friday-Bewegung sollte sich also in erster Linie dafür einsetzen, dass die Bevölkerung ihr Verhalten in Umweltfragen ändert. Wenn nämlich die Mehrheit der Wähler eine Änderung in der Umweltpolitik fordert, werden die Politiker im eigenen Interesse auch wirksame umweltpolitische Maßnahmen einführen.

 

Solange jedoch die Mehrheit der Wähler wirksame und deshalb einschneidende Maßnahmen der Umweltpolitik ablehnt, werden die Politiker auch nicht eine grundlegende Änderung der Umweltpolitik herbeiführen. Wenn sie solche Ziele verfolgen, werden sie nicht gewählt werden und sie werden nur dann gewählt werden, wenn sie darauf verzichten, wirksame Maßnahmen der Umweltpolitik zu beschließen.

 

Es gibt viele Wege, eine umweltpolitische Katastrophe zu vermeiden. Es wäre sehr viel erfolgsversprechender, wenn vorwiegend solche Wege beschritten werden, welche keine Arbeitsplätze gefährden. Hierzu zählt z. B. die Begrünung der Städte, um auf diese Weise der Betonierung entgegenzuwirken. Diese Mittel könnten auch ohne staatliche Maßnahmen angegangen werden.