Bundesarbeitsminister
Heil will nun ein Recht auf Homeoffice für alle Arbeitnehmer einführen. Nur
dort, wo sich aus betrieblichen Gründen kein Heimoffice verwirklichen lasse,
könnten Ausnahmen zugelassen werden.
Nun lässt
sich sicherlich nicht leugnen, dass das Homeoffice im Zusammenhang mit der
Corona-Pandemie sicherlich recht gut funktioniert hat. Und es ist ebenso nicht
zu leugnen, dass bei einem weitreichenden Homeoffice mehrere Pluspunkte zu
verzeichnen wären. Wenn nur noch ein kleiner Teil der Arbeitnehmer morgens von zu Hause
zu ihrem Arbeitsplatz und abends von ihrem Arbeitsplatz nach Hause fahren
müssten, wäre die alltägliche Umweltbelastung durch Ausstoß von Kohlendioxid
und Stickoxid deutlich geringer und die Umweltziele könnten auf diese Weise
besser realisiert werden.
Darüber
hinaus würde der alltägliche Stress wegen überfüllter Wege zu einem
beachtlichen Teil wegfallen, was nicht nur dem Wohl der Arbeitnehmer zugute käme, sondern darüber hinaus auch dazu beitragen
könnte, dass während der Arbeit weniger Fehlleistungen zu erwarten wären und
dass auf diese Weise die Arbeitsproduktivität und mit ihr auch das reale
Einkommen der Arbeitnehmer erhöht werden könnte.
Weiterhin
könnten Eltern, denen es nicht gelungen ist, für ihrre
Kinder einen Kita-Platz zu sichern oder welche aus grundsätzlichen Gründen die
Erziehung ihrer Kinder nicht aus der Hand geben wollen, während ihrer Arbeit
zuhause auch auf ihre Kinder achtgeben.
Alles in
allem hat es auf den ersten Blick Vorteile, wenn in der gesamten Wirtschaft
Homeoffice zur Regel werden könnte. Aber ist es notwendig und erwünscht, dass
eine solche Änderung nun durch Gesetz für die meisten Arbeitnehmer eingeführt
wird?
Gegen ein
allgemeines Recht auf Homeoffice sprechen mehrere Gründe. Als erstes lassen
sich nur die Arbeiten im Tertiären Sektor von Zuhause aus verrichten. Die
Produktivität im industriellen Bereich beruht gerade darauf, dass die Arbeiten
in großen Hallen am Fliesband erfolgen, aber auch die
Produktion im Handwerk sowie in der Landwirtschaft läst
sich nicht von Zuhause aus erstellen.
Nun mag
eingewandt werden, dass der Entwurf des Arbeitsministeriums ja durchaus
vorsieht, dass ein Recht auf Homeoffice nur dann bestehe, wenn nicht sachliche
Gründe für eine Arbeit in der Unternehmung sprechen. Der Entwurf berücksichtige
also diese Schwierigkeiten.
Dieser
Einwand geht jedoch am Problem vorbei. Denn wenn die Arbeitnehmer ein
gesetzlich geschütztes Recht auf Homeoffice für eine bestimmte Mindesanzhl an Tagen haben, so reicht es nicht aus, dass
die Unternehmungen für industrielle Tätigkeiten keine Möglichkeit für
Homeoffice haben. Sie müssen bei den Behörden einen Antrag auf
Ausnahmegenehmigung stellen und es ist auch damit zu rechnen, dass ein Teil der
Arbeitnehmer, für welche kein Homeoffice vorgesehen wird, ihr Recht bei den
Gerichten einklagen werden.
Es ist also
auf jeden Fall damit zu rechnen, dass der Verwaltungaufwand
der Unternehmungen stark ansteigen wird und dies bedeutet, dass die
Produktivität und damit auch die Wachstumsrate des Inlandsproduktes zurückgehen
wird.
Seit Jahren
und sogar Jahrzehnten wird von der Wissenschaft daraufhingewiesen,
dass das wirtschaftliche Wachstum durch bürokratische Vorschriften behindert
wird und dass es dringend notwendig sei, bürokratische Prozesse abzubauen.
Zumeist geloben Politiker zu Beginn ihrer Regierungszeit Besserung und Abbau
bürokratischer Vorschriften. In Wirklichkeit nehmen jedoch die bürokratischen
Vorschriften weiter zu und dies trifft auch hier wiederum für den Entwurf des
Bundesarbeitsministeriums zu.
Zur
Befürwortung eines allgemeinen Rechts auf Homeoffice wird oftmals darauf
hingewiesen, dass dieses Verfahren doch in Zeiten der Pandemie recht gut
funktioniert habe. Es wird hierbei übersehen, dass das Homeoffice zumeist bei
Angestellten angewandt wurde, welche bereits über ein funktionierendes
Internetz und enen Arbeitsplatz zuhause verfügt
haben.
Wenn wir
jedoch jedem einzelnen Arbeitnehmer dieses Recht zusprechen, müssen wir
berücksichtigen, dass nicht jeder Arbeitnehmer über ein ausreichendes Internet
und einen Arbeitsplatz mit Computer verfügt und dass dann dieses Recht nur
umgesetzt werden kann, wenn den so betroffenen Arbeitnehmern diese fehlenden
Voraussetzungen von Seiten der Unternehmung zur Verfügung gestellt werden. Und
dies bedeutet nicht nur, dass ein Arbeitstisch, ein Computer, ein Router und
vielleicht ein Drucker zur Verfügung gestellt werden muss, oft fehlt es in
Arbeiterwohnungen auch einfach an Räumlichkeiten. Ganz davon zu schweigen, dass
in bestimmten ländlichen Gegenden das Internet noch gar nicht ausreichend
ausgebaut ist.
Eine solche
Regelung führt in jedem Falle zu einem erheblichen Anwachsen der
Unternehmungskosten. Auf der einen Seite gilt es zu berücksichtigen, dass in
Unternehmungen einige Einrichtungen für mehrere Arbeitsplätze eingesetzt werden,
während bei einer Homeoffice-Regelung für jeden Arbeitnehmer diese Geräte
bereitgestellt werden müssen. Auf der anderen Seite geht ja der Entwurf des
Arbeitsministers davon aus, dass die Arbeitnehmer zeitweise im Büro und
zeitweise zuhause arbeiten mit der Folge, dass ein Großteil der Einrichtungen
sowohl in der Unternehmung wie auch zuhause sein müssen.
Es kommt
noch hinzu, dass ein reibungsloser Ablauf der Produktion auch stets
voraussetzt, dass die einzelnen Handlungen der Arbeitnehmer koordiniert und
kontrolliert werden. Diese Kontrolle ist bei einem Homeoffice sehr viel
schwerer und damit mit höheren Kosten verbunden, ganz davon abgesehen, dass das
grundgesetzlich geschützte Recht auf Intimspäre
eindeutige Grenzen im Hinblick auf eine Kontrolle der im Homeoffice arbeitenden
Arbeitnehmer setzt.
Demgegenüber
wäre es wesentlich besser, wenn den Unternehmungen freigestellt wird, ob und in
welchem Ausmaß sie Homeoffice einführen. Im Allgemeinen haben Unternehmungen in
einer funktionierenden Konkurrenzwirtschaft genau dann ein Eingeninteresse
daran, Homeoffice einzuühren, wenn dies auch
gesamtwirtschaftlich erwünscht ist. Die Aufgabe des Staates besteht hierbei
darin, für wechselseitigen Wettbewerb zu sorgen und gleichzeitig dafür zu
sorgen, dass externe Kosten internalisiert werden.