Flüchtlingspolitik reviewed

 

Seit die Bundesksanzlerin Angela Merkel im Hinblick auf die Aufnahme von Flüchtlingen im Jahre 2015 davon sprach, dass ‚wir das schaffen‘, sind in der Zwischenzeit fünf Jahre vergangen, ohne dass für Europa eine langfristige Lösung gefunden wurde.

 

Eigentlich sollte es klar sein, dass in der Bewältigung der Flüchtlingsfrage zwischen einer kurzfristigen und einer langfristigen Lösung unterschieden werden muss. Kurzfristig standen wir vor fünf Jahren vor dem Problem, dass Millionen von Flüchtlingen in Europa Einlass und Aufnahme forderten. Sie hatten unter Einsatz ihres gesamten geringen Vermögens die Flucht begonnen und hierbei durch die Wüste und auf dem Meer ihr Leben riskiert und enorme Strapazen auf sich nehmen müssen. Diesen Flüchtlingen zu helfen, ist nicht nur für Christen, sondern für alle Menschen Pflicht.

 

Dies bedeutet allerdings nicht, dass wir für alle Zeiten Flüchtlinge aufnehmen müssen oder können, bei den zu erwartenden Flüchtlingsströmen würden die Industrienationen überfordert werden. Und dies bedeutet, dass auf lange Sicht Maßnahmen notwendig sind, welche verhindern, dass in Zukunft Millionen von Flüchtlingen nach Europa strömen.

 

Als erstes gilt es festzustellen, dass dann, wenn Flüchtlinge unter äußersten Anstrengungen nach Europa wandern, dies sowohl aus der Sicht der Flüchtlinge als auch der Industrienationen Europas der denkbar schlechteste Weg darstellt. Für all diejenigen Flüchtlinge, welche nicht von diktatorischen Staaten politisch verfolgt werden, wäre es das beste, wenn jede Person, welche aus welchen Gründen auch immer nach Europa auswandern möchte, bei einem Konsulat oder bei einer Botschaft in ihrem Heimatland einen Antrag auf Einbürgerung in ein europäisches Land stellten würde und wenn diese Einrichtungen diesen Antrag zusammen mit den persönlichen Daten der Betroffenen an eine hierzu in Brüssel einzurichtende Behörde weiterreichen würden.

 

Diese Behörde hätte dann zu überprüfen, ob wichtige Gründe (wie etwa extrempolitische Aktionen oder bisherige Straffälligkeit) gegen eine Aufnahme sprechen, wenn diese Gründe nicht vorliegen, würden diese Kandidaten an einer neu zu schaffenden Börse angeboten und Unternehmungen der Europäischen Gemeinschaft hätten die Möglichkeit, diesen Individuen einen Arbeitsplatz anzubieten. Auch Gemeinden, caritative Einrichtungen, eventuell auch vermögende Privatpersonen müssten die Möglichkeit haben, eine Patenschaft zu übernehmen. Und diese Einrichtungen müssten sich verpflichten, die Aufenthaltskosten für eine bestimmte Mindestzeit zu übernehmen. Nach Ablauf dieser Frist wäre eine Kündigung der Patenschaft möglich, in diesem Falle hätte die europäische Gemeinschaft die Kosten zu übernehmen.

 

Werden einzelne Individuen allerdings in ihrer Heimat politisch verfolgt, bedarf es einer anderen Regelung. Würde der Betroffene in seiner Heimat verbleiben, bis ein Bescheid aus Brüssel ihn erreicht, wäre er schon längst verhaftet. In diesem Falle gilt es ein Auffanglager in den freiheitlichen Staaten, welche der Flüchtling auf seiner Flucht als erste erreicht, zu errichten. Die Finanzierung dieser Lager hätte von der europäischen Gemeinschaft zu erfolgen, die im Gegenzug von der betreffenen Regierung die Zusage erhalten müsste, dass die Flüchtlinge menschenwürdig behandelt werden.

 

Findet sich auf der Flucht der politischen Flüchtlinge kein Land, das einen vorübergehenden Aufenthalt ermöglicht, wären Auffanglager in den Ländern zu errichten, in denen der Flüchtling die Außengrenzen der Europäischen Gemeinschaft durchquert. Wiederum hätte die Finanzierung dieser Lager die Europäische Gemeinschaft zu übernehmen, sie müsste wiederum gleichzeitig sicherstellen, dass die Flüchtlinge menschenwürdig behandelt werden.

 

Diese Regelungen basieren alle auf Freiwilligkeit. Eine zwangsweise Zuteilung derr Flüchtlinge auf einzelne Länder ist nur schwer möglich, da die Europäische Gemeinschaft kein Staat, sondern eine Staatengemeinschaft darstellt, in welcher kein Mitgliedsland zu bestimmten Maßnahmen gegen deren ausdrücklichen Weigerung gezwungen werden kann.

 

Wohl ist es möglich und notwendig, dass diejenigen Staaten, welche Flüchtlinge aufnehmen, im Umfang der Aufnahme eine finanzielle Entschädigung erhalten, entweder in Form von Steuernachlässen an die EU oder in Form von Subventionen. Es ist besser, wenn diejenigen Länder, welche Flüchtlinge aufnehmen, finanziell belohnt werden als dass diejenigen Staaten, welche sich weigern, Flüchtlinge aufzunehmen, finanziell bestraft werden.

 

Diese Maßnahmen reichen allerdings nicht aus, um das Flüchtlingsproblem auf Dauer zu lösen. Hinzukommen müssen eine wesentliche Aufstockung der Entwicklungshilfe sowie eine Umorientierung der Entwicklungshilfe. Auch hier gilt es, dass diese Hilfe koordiniert erfolgen muss, am besten auf Uno-Ebene, wobei die Europäische Gemeinschaft die Verantwortung für die wirtschaftliche Entwicklung in den afrikanischen Staaten zu übernehmen hätte.

 

Es reicht allerdings nicht aus, die Mittel der Entwicklungshilfe aufzustocken. Es muss weiterhin sichergestellt werden, dass diese Gelder auch investiv angelegt werden und nicht in einem verstärkten Konsum der Stammesfürsten versickern. Nur eine Zunahme des Kapitals und damit der Investionen ermöglicht, dass die wirtschaftliche Wachstumsrate in diesen Ländern auf Dauer ansteigt.

 

Desweiteren ist sicherzustellen, dass nicht einfach die in den hochentwickelten Staaten eingesetzten Techniken in den Entwicklungsländern übernommen werden. Aufgrund des Umstandes, dass in den heute hochentwickelten Industrienationen die Kapitalsumme, welche pro Kopf vorhanden ist, in den letzten hundert Jahren enorm angestiegen ist, können dort kapitalintensive Verfahren eingesetzt werden, ohne Massenarbeitslosigkeit hervorzurufen.

 

Da in den heutigen Entwicklungländern demgegenüber nur eine sehr geringe Kapitalsumme pro Kopf zur Verfügung steht, bedarf es vorwiegend arbeitsintensiver Techniken. Nur auf diese Weise kann Massenarbeitslosigkeit in den Entwicklungsländern vermieden werden. Das augenblicklich vorhandene Verhältnis von zur Verfügung stehendem Kapital und Anzahl an Arbeitskräften legt zur gleichen Zeit die Kapitalintensität der benötigten Investitionen fest.

 

Drittens schließlich muss sichergestellt werden, dass diese Investitionen umweltgerecht eingesetzt werden. Massenrodungen von Wäldern und verschwenderischer Einsatz knapper Ressourcen muss vermieden werden. Dies ist, wennn man so will, der Beitrag der heutigen Entwicklungsländer für die Entwicklungshilfe der hochentwickelten Staaten. Langfristig kommt ein solcher Beitrag auch den heutigen Entwicklungsländern zugute.