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Grundprinzipien wirtschaftlichen und sozialen Handelns

 

 

 

 Gliederung:

 

    1. Einführung

    2. Ökonomisches Prinzip

    3. Arbeitsteilung

    4. Produktionsumwege

    5. Tausch    

    6. Wettbewerb

    7. Countervailing power

    8. Drohung

    9. Das Prinzip freier Entscheidungen

  10. Haftungsprinzip und Kapitalgesellschaft 

  11.Versicherungs- versus Versorgungsprinzip

  12. Die Spekulation

  13. Verteilungsprinzipien

  14. Solidaritäts-  und Subsidiaritätsprinzip

 

 

Kapitel 1: Einführung

 

Gliederung:

 

1. Ziel dieser Vorlesung

2. Zum Begriff: Prinzipien

 

 

1. Ziel dieser Vorlesung

 

Im Verlaufe des wirtschaftswissenschaftlichen Studiums begegnen die Studierenden immer wieder dem Begriff: Prinzip. Es wird davon gesprochen, dass allem wirtschaftlichem Handeln sowohl bei den Produzenten wie auch bei den Konsumenten das ökonomische Prinzip zugrunde liege oder zumindest zugrunde liegen sollte, nur dann könne man davon ausgehen, dass sich die einzelnen Individuen rational verhalten und das höchstmögliche aus den stets knappen materiellen Ressourcen herausholen.

 

Das ökonomische Prinzip mag zwar das wichtigste Prinzip in wirtschaftlicher Hinsicht sein, es ist keinesfalls das einzige Prinzip, vielmehr begegnen wir im wirtschaftswissenschaftlichen Studium auch anderen Prinzipien, z. B. dem Leistungsprinzip oder dem Haftungsprinzip oder dem Maximin-Prinzip, die beachtet werden. Im Grunde wird nicht nur das wirtschaftliche Handeln, sondern im Grunde werden alle gesellschaftlichen Bereiche: Wirtschaft, politische Ordnung und die allgemeinen gesellschaftlichen Systeme von Prinzipien durchdrungen.

 

Vor allem die Übertragung der wirtschaftswissenschaftlichen Betrachtungsweisen auf andere Gesellschaftssysteme, das Anliegen der sogenannten Neuen Politischen Ökonomie, so wie sie von Joseph Alois Schumpeter  entwickelt wurde, hat gezeigt, dass genauso wie für Unternehmungen die Maxime der Gewinnmaximierung gelte, man auch bei den Politikern im Rahmen einer repräsentativen Demokratie vom Prinzip der Stimmenmaximierung sprechen kann.

 

Wir wollen in dieser Vorlesung der Bedeutung dieser Prinzipien, soweit sie im Rahmen wirtschaftlicher Aktivitäten auftreten, nachgehen: Wir wollen sie als erstes beschreiben und darlegen, welchem übergeordneten Ziel sie dienen, wir wollen weiterhin zeigen, welche Beachtung diese Prinzipien in Wirklichkeit erfüllen, inwieweit sie zu einer möglichst großen Zielerreichung führen, aber auch welche negativen Begleiterscheinungen mit dem Wirken der einzelnen Prinzipien gegebenenfalls verbunden sind.

 

Schließlich sollen auch jeweils Prinzipien erwähnt werden, die einem ähnlichen Ziel dienen. So ist bei der Analyse des ökonomischen Prinzips z. B. auch das Ziel der Gewinnmaximierung bei den Unternehmern und das Ziel der Nutzenmaximierung bei den Konsumenten mit zu behandeln, wobei gerade beim Prinzip der Nutzenmaximierung die Frage entsteht, inwieweit die These eines Nutzen maximierenden Verhalten der Konsumenten überhaupt eine inhaltsreiche These darstellt, ob sich ein solches Verhalten nicht schon ex definitione ergibt und deshalb im Grunde genommen einer Leerformel gleichkommt.

 

Diese Vorlesung ist allein dem wirtschaftlichen System gewidmet. Innerhalb des Wirtschaftsbereiches wollen wir zunächst den Produktionsbereich, dann den Bereich der Konsumenten, weiterhin die Verteilungsproblematik sowie schließlich die sozialen Fragen der Sicherheit zur Diskussion stellen. Beginnen wir aber zunächst mit der Frage, was man denn überhaupt unter dem Stichwort: ‚Prinzipien‘ zu verstehen hat.

 

 

2. Zum Begriff: Prinzip

 

Im Duden, dem  Deutschen Universalwörterbuch in seiner 7. Auflage  (Mannheim 2011) erfahren wir, dass mit dem Begriff des Prinzips im Grunde drei unterschiedliche Tatbestände verbunden werden.

 

Als erstes wird unter dem Begriff ‚Prinzip‘ eine feste Regel (ein Grundsatz also) verstanden, die jemand zur Richtschnur seines Handelns macht, durch die er sich in seinem Denken und Handeln leiten lässt. Es wird in diesem Zusammenhange von strengen, moralischen Prinzipien gesprochen und es soll angedeutet werden, dass jemand aus allgemeinen Überlegungen heraus und nicht aus speziellen, gerade aktuell geltenden Gründen so gehandelt hat, wie er sich tatsächlich entschieden hat.

 

Darüber hinaus wird der Begriff: Prinzip aber zweitens auch gebraucht im Sinne einer allgemeingültigen Regel, einer Grundlage, auf der etwas aufgebaut ist. So spricht man von einem sittlichen Prinzip, von dem  Prinzip der Gewaltenteilung oder dass sich jemand zu einem bestimmten Prinzip bekennt.

 

Schließlich wird drittens der Begriff Prinzip auch im Sinne einer Gesetzmäßigkeit verstanden, also einer Idee, die einer Sache zugrunde liegt, nach der etwas wirkt, einem Schema, nach dem etwas aufgebaut ist bzw. abläuft. So spricht  man auch davon, dass etwas nach einem einfachen oder vielleicht gerade auch nach einem sehr komplizierten Prinzip funktioniert.

 

Im Herkunftswörterbuch des Duden, 4. Aufl. Mannheim 2007 erfahren wir zusätzlich, dass dieses Fremdwort im 18. Jahrhundert dem lateinischen Wort  principium‘ entlehnt wurde, das soviel wie Anfang, Ursprung, Grundlage, erste Stelle, Vorrang bedeutet und das von dem Wort princeps abgeleitet wurde, das sinngemäß mit  ‚an erster Stelle einnehmend, Erster, Vornehmster oder Fürst sein‘ übersetzt wird. Das dazu gehörige Adjektiv ‚prinzipiell‘ stammt hierbei von dem lateinischen Wort ‚principialis‘ und bedeutet grundsätzlich, anfänglich bzw. ursprünglich.

 

Das Wort: Prinzip steht somit synonym für:

 

a) Grundsatz, Lebensprinzip, Lebensregel, Leitlinie, Leitsatz, Maßstab, Regel, Richtlinie, Richtschnur; (bildungssprachlich wird von Maxime gesprochen).

 

 b) Grundgesetz, Grundnorm, Grundprinzip, Grundregel, Grundsatz, Idee, Norm; besonders im Bereich der Politik wird hier auch von Doktrin gesprochen.

 

c) Gesetzmäßigkeit, Methode, Schema, System, Verfahrensweise. Diese Sinngebung findet sich vor allem im wissenschaftlichen und philosophischen Bereich und wird hier im Sinne von  Axiomen gedeutet.